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Flucht und Einwanderung

Statt im Mittelmeer sterben Migranten nun bereits in der Sahara

J. Olaf Kleist
Politikwissenschaftler mit dem Schwerpunkt Flüchtlingsforschung

am Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM), Berlin.

Gründer des Netzwerks Fluchtforschung.

Forscht zu, schreibt über und kommentiert Migrations- und Flüchtlingspolitik, insbesondere aber nicht nur in Deutschland und Europa.

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J. Olaf KleistDienstag, 22.08.2017
Die New York Times berichtete kürzlich, dass die Zahl der Migranten, die das Mittelmeer überqueren, diesen Sommer plötzlich und unerwartet abnahm, obwohl traditionell zu dieser Jahreszeit besonders viele Migranten die Überfahrt antreten. Zum Glück sind damit seit Juli auch weniger Todesfälle registriert worden. Eine Erklärung für diesen Rückgang haben allerdings Wenige. Doch ist dies ganz im Sinne einer EU Politik, die seit einiger Zeit versucht, durch Kooperationen mit libyschen Offiziellen und Militärs eine irreguläre Abreise aus Libyen zu verhindern. 

Doch vielleicht steckt eine ganz andere EU-Politik hinter dem Phänomen. In Abkommen und Kooperationen mit Niger wird die Grenze nach Libyen inzwischen stark patrouilliert, Schmuggler werden verhaftet und Migranten in ihre Herkunftsländer zurückgesandt. 

"Our cooperation has reached an unprecedented level," wrote a European Union spokesperson, who declined to be named, via email. "In only one year, we are seeing good results."

Es sind aber nicht nur diese Aktionen, die zu einer Reduktion der Migration nach Libyen führen. Es sind deren Konsequenzen. Schmuggler sind weitaus besorgter erwischt zu werden. Kommt es bei der Überquerung zu Problemen, setzen sie die Migranten einfach mitten in der Wüste aus, bei bis zu über 40 Grad Celsius. IOM hat dieses Jahr bereits 1.000 Migranten aus der Wüste gerettet. Die Zahl der Verdursteten ist vermutlich noch höher. Die zunehmende Gefahr in der Wüste führt, wie von der EU gewünscht, zu einer Abnahme an Migration entlang dieser Route. Es zerstört aber auch die Wirtschaft in der Grenzregion. 

Dies mag ein Grund sein, weshalb inzwischen weniger Migranten das Mittelmeer überqueren – da sie es überhaupt nicht erreichen. Einige warnen bereits:

"If this situation continues, the number of deaths in the desert will be equal to that in the sea," said Mr. Lawal of the Red Cross. Merely displacing the problem out of sight of the world’s media is no solution to North Africa’s migration crisis.
Statt im Mittelmeer sterben Migranten nun bereits in der Sahara

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Kommentare 1
  1. Achim Engelberg
    Achim Engelberg · vor 7 Jahren

    Da scheinen die Schlepperbanden und ihre Hintermänner das Sterben in der Wüste ausgeweitet zu haben und könnten es sogar noch vergrößern.
    Pietro Bartolo, der Arzt von Lampedusa, berichtet in diesem Buch
    http://www.suhrkamp.de...
    - das italienische Original erschien 2016 -, dass seit langem viele Ankommende die Wüste den schrecklichsten Teil der Flucht nennen.

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