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Alexandra Rojkov wurde in St. Petersburg geboren und kam als Kontingentflüchtling nach Deutschland. Als Journalistin hat sie mehrere Jahre im Nahen Osten gelebt und schreibt aktuell vor allem über Konflikte und Migration, u.a. für DIE ZEIT, das Magazin der Süddeutschen Zeitung und Geo.
Das Leben in Deutschland besteht aus viel Papierkram. Um eine Wohnung zu bekommen, braucht man ein Konto. Um ein Konto zu bekommen, benötigt man einen Ausweis. Und bei jedem Arztbesuch ist die Krankenkassenkarte fällig.
Mindestens 180.000 Migranten in Deutschland haben weder ein Konto, noch eine Versichertenkarte. Ihren Ausweis können sie nicht vorzeigen, weil sie fürchten, sonst ausgewiesen zu werden. Sie haben in Deutschland kein Bleiberecht - und leben doch dauerhaft hier. So wie Mirabel Anaya, die aus Honduras stammt und seit 22 Jahren in Hamburg wohnt.
Ich habe mich oft gefragt, wie ein solches Leben funktioniert. Wovon ernährt man sich? Was macht man, wenn man mal krank wird?
Anaya verdient ihr Geld, indem sie schwarz putzt. Sie lebt bei einer Freundin - gemeldet ist sie dort nicht. Bei medizinischen Notfällen geht sie zu einer Ärztin, die Migranten für zehn Euro behandelt.
Um zu vermeiden, dass man sie abschiebt, lebt Anaya nach strengen Regeln. Sie meidet Orte, an denen Polizisten sein könnten. Geht nie zu Verabredungen, wenn sie nicht weiß, wer noch kommt. Im Gegenzug kann sie ihrem Sohn in Honduras Geld schicken. Von ihrem Verdienst hat er eine Fischzucht aufgebaut.
Für mich besonders überraschend: Ab und zu besucht Anaya ihr Heimatland sogar.
Von Honduras aus kauft sie ein Ticket für einen Hin- und Rückflug innerhalb von drei Monaten. Das ist die längste legale Aufenthaltsdauer für Touristen aus Honduras ohne Visum. Auf diese Weise kommt sie mit ihrem honduranischen Reisepass nach Deutschland. Die Rückreise nimmt sie nicht wahr und bleibt. Später geht sie zur honduranischen Botschaft und meldet ihren Pass als verloren, um einen neuen ohne Einreisestempel zu beantragen. Mit dem neuen Pass kann sie zurückreisen, wann sie möchte. Alle paar Jahre fliegt sie nach Honduras.
Quelle: Hensli Rahn Solórzano Bild: Christian Stengle... zeit.de
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