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Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
Es war ungemein bewegend, Max Ophüls' LETTER FROM AN UNKNOWN WOMAN (USA 1948) wiederzusehen.
schreibt der Regisseur und Autor Christoph Hochhäusler auf seinem immer wieder lesenswerten Blog.
Ein filmischer Raum der Sehnsucht, den man weniger betritt als durchströmt, in dem man wie in Trance große Gefühle durchlebt, und zugleich – nur scheinbar im Widerspruch dazu – einer kühlen Vermessung der Herzen beiwohnt.
Bis zum 04. September 2024 ist dieses Meisterwerk in der arte Mediathek zu sehen.
Der Film basiert auf einer Novelle von Stefan Zweig (1881-1942), der im Exil in Brasilien Selbstmord beging. Die literarische Vorlage kann man hier lesen.
Der Film von Max Ophüls entstand während seiner Zeit im Exil in Hollywood.
Er zeigt die Wirkkraft des deutschsprachigen Exils während der Nazidiktatur mit ihren Menschheitsverbrechen.
Wohl keiner, der ihn erstmals sieht, wird ihn für einen amerikanischen Film halten. So mitteleuropäisch war Hollywood mal. So sehnsuchtsvoll dachten viele neue Exilanten an das alte Europa.
Zum Schluss seiner Interpretation schreibt Christoph Hochhäusler:
Ophüls hat sich in der Figur der Lisa sicher wiedererkannt; auch seine Filme sind Liebesträume gegen die Widrigkeiten ihrer Zeit. Auch er wurde immer wieder „vergessen“ und musste sich nach der Vertreibung aus Deutschland mehrfach neu erfinden. In der legendären Prater-Sequenz des Films, in der die Dialektik der Illusion schelmisch auf den Punkt kommt, erklärt Lisa, dass Stefan den Winter wohl deshalb so liebe, weil der ihn zwinge, sich den Frühling vorzustellen. ... Ophüls' Kino wartet wie Lisa an der Straßenecke (oder hinter der Türe), in der Hoffnung, erkannt und „verwirklicht“ zu werden. Fassen wir uns ein Herz.
Max Ophüls 1927 in Frankfurt am Main geborenen Sohn Marcel widerfuhr eine Kindheit und Jugend auf der Flucht. Er kämpfte als US-Soldat gegen den japanischen Faschismus und entwickelte sich zu einem der größten Dokumentarfilmer.
Während der Vater keinen Film über den Faschismus drehte und früh 54-jährig starb, war und ist dieser das Lebensthema des Sohnes, der heute 96-jährig in Paris lebt.
Der Dokumentarfilm "Das Haus nebenan - Chronik einer französischen Stadt im Kriege" (1971) von Marcel Ophuls war eine Sensation. Sein mehrfach gebrochener Blick erlaubte ihm, die Lüge eines geeinten, im Widerstand gegen die deutschen Besatzer vereinten Frankreich, zu entlarven.
Dabei kommt es zu verstörenden Szenen, wenn ein ehemaliges französisches Mitglied der SS, den damals demonstrierenden Studenten zu weniger Engagement rät. Er sei vorsichtiger geworden. Einige der damals kritisierten würden ihm wahrscheinlich heute recht geben.
Der Film "Kummer und Mitleid" - so der Originaltitel - ist in Clermont-Ferrand gedreht worden und zeichnet
das Porträt einer unweit von Vichy gelegenen Provinzstadt zwischen Petinismus, Kollaboration, Passivität und Widerstand. Der Sohn von Leinwandgenie Max Ophuls hinterfragte darin das Gedächtnis der Zeitzeugen. Er sprach mit Honoratioren, Geschäftsleuten, Bauern, Lehrern und zahlreichen politischen Persönlichkeiten.
Mehr als 50 Jahre nach seiner Veröffentlichung hat Joseph Beauregard eine Dokumentation über diesen nicht wirkmächtigen Dokumentarfilm gedreht, der nicht nur Geschichte erinnerte und darstellte, sondern selber Geschichte schrieb.
Er ist bis zum 25. Oktober 2024 in der arte Mediathek zu sehen.
Die Dokumentation erzählt dabei nicht nur von seiner Entstehung, sondern auch von seinen Auswirkungen auf Frankreich, das bis dahin nie mit seinem Verhalten während des Krieges und seiner lückenhaften Erinnerung daran konfrontiert worden war.
Lange wurde das Werk nicht im öffentlich-rechtlichen Fernsehen in Frankreich gezeigt; heute ist es ein Klassiker.
Beide Filme ergeben großartige Einblicke in ein Europa der Flucht und Vertreibung. Von der Sehnsucht nach der verlorenen Heimat und der Darstellung von Fluchtursachen.
Quelle: Max Ophüls, Stefan Zweig, Christoph Hochhäusler, Marcel Ophüls, Joseph Beauregard Bild: arte www.arte.tv
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