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Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
J. M. Coetzee, südafrikanischer Nobelpreisträger für Literatur, kritisiert auch in seiner neuen Heimat Australien die Einwanderungspolitik.
In seiner Rezension des erstaunlichen Buches von Behrouz Boochani, der darin von seinen Erlebnissen in einem australischen Lager in Papua Neuguinea berichtet, zeigt er die Verrohung des Westens, der kleiner und größer als Europa ist. Zum ihm zählt auch Australien:
Gejagt vom iranischen Regime aufgrund seines Einsatzes für die Belange der Kurden floh der Autor 2013 über Indonesien, wurde in letzter Sekunde von einem nicht seetüchtigen Boot gerettet und in eins der Lager des Commonwealth von Australien im Pazifik verbracht, wo er bis heute ausharrt.
Wer denkt da nicht an die gefährlichste Grenze der Welt - das Mittelmeer.
Vieles spricht dafür, Coetzee erläutert die karge Informationslage, dass Australien keine autoritären Regime nutzt, sondern eigene Lager wie in Manus errichtete, bei denen es sich
nicht nur um temporäre Unterbringungen handelt, sondern um Straflager, wo die Insassen oder bürokratisch gesprochen 'Klienten' eine unbegrenzte Strafe dafür absitzen, dass sie Australien ohne Papiere angesteuert haben.
Aufschlussreich für tieferes Verstehen ist WE REFUGEES von der Jahrhundertdenkerin Hannah Arendt. Nachdem sie nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus einem Lager fliehen musste, steht dieser Essay von 1943, dessen Übersetzung 2018 für Aufsehen sorgte, am Anfang ihrer lebenslangen Erörterungen. Die Internierung von Flüchtlingen begann mit den Massenfluchten, die der Erste Weltkrieg verursachte, und hält an. Was aber ist die Erfahrung der Flüchtlinge?
Der Verlust der Menschenrechte findet nicht dann statt, wenn dieses oder jenes Recht, das gewöhnlich unter die Menschenrechte gezählt wird, verloren geht, sondern nur, wenn der Mensch den Standort in der Welt verliert, durch den allein er überhaupt Rechte haben kann und der die Bedingung dafür bildet, dass seine Meinungen Gewicht haben und seine Handlungen von Belang sind.
Quelle: J.M. Coetzee, Hannah Arendt EN nybooks.com
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