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Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
Die Boatpeople, wie die Ende der 1970er Jahre zu Tausenden in hochseeuntüchtigen Booten fliehenden Vietnamesen, Kambodschaner und Laoten genannt wurden, schockierten rund um den Globus.
In der Epoche des Kalten Krieges wird das Elend noch als Begleiterscheinung des heißen Stellvertreterkriegs in Vietnam wahrgenommen. Michel Foucault, der langfristig wirkende französische Intellektuelle mit dem kurzen Leben, deutet das Flüchtlingsproblem bereits am 17. August 1979 tiefer, denn er sieht darin einen Vorboten der großen Wanderungsbewegung des 21. Jahrhunderts.
Mit den Ankommenden entstand die „Neue Rechte“, die gegen „Überfremdung“ antrat. Beispielsweise starben im August 1980 zwei Boatpeople, Nguyễn Ngọc Châu (22) und Đỗ Anh Lân (18), in Hamburg.
Der Podcast des Teams Rice and Shine behandelt diesen Fall, der als erster rassistischer Mord in der BRD gilt. Die drei Attentäter um Manfred Roeder waren die Vorgänger des NSU.
Rice and Shine rekonstruiert den Anschlag und dessen Folgen bis heute:
Unter anderem besuchten wir die Mutter eines der Opfer, Đỗ Mùi, die Überlebenden Thị Kim Thoa und Thời Trọng Ngũ, sowie die damaligen Paten der beiden Männer, Gisela und Heribert von Goldammer.
Zwanzig Jahre später und zehn Jahre nach der zweiten deutschen Einheit, im Sommer 2000, gab es eine Debatte über Ausländerfeindlichkeit und Rechtsextremismus. Der freigeschaltete Beitrag KINDER DER EINHEIT - ODER: DIE SOZIALE DYNAMIK DES RECHTSEXTREMISMUS aus den Blättern für deutsche und internationale Politik wirkt immer noch erstaunlich aktuell.
Zehn Jahre hat es gedauert, bis Rechtsextremismus wie rechtsextreme Gewalt erstmals in einer breiteren Debatte in Politik und Öffentlichkeit als eigenständige und weitreichende gesellschaftliche Probleme anerkannt worden sind. Nach dem Bombenattentat in Düsseldorf, das zehn russische, mehrheitlich jüdische Einwanderer zum Teil schwer verletzte und bei dem sich ein rechtsterroristischer Hintergrund triftig vermuten lässt, ist der Rechtsextremismus urplötzlich seit Ende Juli in allen deutschen Medien zum "Top-Thema" avanciert.
...
Die rechtsextreme Bewegung gedeiht besonders in pauperisierten Milieus - auch wenn soziale Probleme keineswegs dazu führen müssen, Immigranten und Obdachlose totzuschlagen. Doch richtet sich der im Zeichen eines um sich greifenden Neoliberalismus wachsende Konkurrenzdruck besonders gegen diejenigen, denen man von vornherein kein Recht auf materielle Ressourcen zugesteht. ... Die rassistische und rechtsextreme Gewalt wird langfristig nur dann abnehmen, wenn nicht weiterhin die sie tragenden Codes in die politische Kultur integriert werden, sondern erst, so Daniel Cohn-Bendit, wenn "die Tatsache der Einwanderung in die Mentalität des deutschen Volkes integriert ist."
Genau zwanzig Jahre später, im September 2020, kann man Hajo Funke und Lars Rensmann recht geben.
Nur mittlerweile hat die politische Rechte ihre Sitze in den Parlamenten eingenommen. Was die Blätter-Autoren nicht wussten, aber wir: Vor genau 20 Jahren begann die Mordserie der NSU.
Etliche Medien, hier der SPIEGEL, gedenken daran. Gestern wie Heute bleibt die Frage offen, ob die Täter ihre Opfer zufällig auswählten oder über einen Hinweis:
Seda Başay-Yildiz, die Anwältin der Familie, hält es weiterhin für unwahrscheinlich, dass die NSU-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt ohne Hinweise von Ortskundigen den Blumenhändler Enver Şimşek töteten. An dieser abgelegenen Stelle in Nürnberg komme man nicht zufällig vorbei, sagt sie. Die Begründung des Strafsenats und die Argumentation des Generalbundesanwalts, dass die beiden Männer den Tatort selbst ausgekundschaftet haben, hält sie für lebensfremd. Seda Başay-Yildiz ist davon überzeugt: Wer Şimşek töten wollte, ging gezielt vor. Wer den Mördern möglicherweise einen Tipp gegeben hat, ist bis heute ungeklärt.
Schafft die Katastrophe im größten europäischen Flüchtlingslager, dem von Moria, eine Möglichkeit zum Wandel?
Quelle: Minh Thu Tran, Vanessa Vu, Linh Tran, Hajo Funke, Lars Rensmann, Julia Jüttner riceandshine-podcast.de
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Kamen die Bootspeople nicht nach dem Sieg der nordvietnamesischen Nationalkommunisten? Also nicht als Begleiterscheinung des Krieges sondern als Resultat der Politik der Sieger? Und entstand die „Neue Rechte“ als Reaktion auf die 68er und von ihnen inspiriert. So sieht es jedenfalls Th. Wagner in „Die Angstmacher“.
Ich denke, "die Tatsache der Einwanderung (ist schon) in die Mentalität des deutschen Volkes integriert ....". Nur wird sie sehr unterschiedlich beurteilt. Und wir müssen über die Formen, den Umfang und die Folgen diskutieren. Das pauschale Bashing nach rechts (nach dem Motto, wer rechts ist, ist schuld an der NSU und findet das gut) ist dabei m.E. kontraproduktiv.
"Rice and Shine" wurde gerade mit dem Top Award + Civis Audio Award ausgezeichnet. Civis ist der europäische Medienpreis für Migration, Integration und kulturelle Vielfalt.
ein toller Podcast
Danke dafür. Eine sehr gut recherchierte und produzierte Podcastfolge zu diesem relevanten Thema. Und die Verbindungen zur Blätter-Analyse und dem Spiegel-Beitrag, die du herstellst und verlinkst, sind ebenfalls äußerst gelungen.
Kleine Randnotiz: Die Journalistinnen hinter Rice and Shine haben vor einer Weile ihre Lieblingspodcasts bei piqd empfohlen: https://www.piqd.de/pi...