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Feminismen

Zwangssterilisation in den USA

Michaela Haas
Reporterin. Autorin. Kolumnistin.
Zum Kurator'innen-Profil
Michaela HaasDonnerstag, 16.06.2022

Diese Reportage im aktuellen New York Times Magazin hat mir den Atem genommen.

Mary Alice Relf war 12 und ihre Schwester Minnie Lee 14, als Ärzte ihrer Mutter sagten, die beiden Mädchen müssten für eine Prozedur ins Krankenhaus. Da schrieben wir das Jahr 1973 (!) in Montgomery, Alabama. Hätte die schwarze Sozialarbeiterin Jessie Bly die Mädchen am nächsten Tag nicht ausfindig gemacht und die riesigen frischen Narben auf ihrem Bauch entdeckt, wäre der Skandal wohl nie publik geworden: Die beiden Mädchen waren ohne ihr Einverständnis und ohne das Wissen ihrer Mutter zwangssterilisiert worden, und zwar wohl nur aus zwei Gründen: Sie waren schwarz und arm.

Erst durch Blys Aktionismus und das Southern Poverty Law Center deckten Reporter schließlich auf, dass mehr als 100.000 überwiegend schwarze, hispanische und indigene Frauen zwangssterilisiert worden waren. Das einzige Positive an der Misshandlung der Relf-Töchter ist, dass der von ihren Anwälten angestrengte Prozess der Praxis ein Ende setzte und ihre Aussage vor dem US-Senat zu einer Gesetzesänderung führte.

Aber die beiden (und unzählige andere Frauen) leiden bis heute unter ihrer ungewollten Kinderlosigkeit; die Geschichte ist für sie noch lange nicht zu Ende und ebenso wenig für Hunderte von amerikanischen Gefängnisinsassen – sie wurden noch bis 2010 zur Sterilisation gezwungen.

The Relf case happened almost 50 years ago, in another century, and many people would prefer to see it as a dark moment in history that could never happen now. But coerced contraception, including sterilization, has continued into the 21st century. In 2013, the Center for Investigative Reporting found that physicians under contract with the California Department of Corrections and Rehabilitation sterilized nearly 150 female inmates from 2006 to 2010 without required state approvals for the tubal ligations the women received. According to the reporting, prison staff coerced or pressured women they believed likely to return to prison.

Jetzt ist der Fall der Relfs wieder aktuell, denn es geht um die Frage: Wie entschädigt der Staat Menschen, die derart misshandelt wurden?
Zwangssterilisation in den USA

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Kommentare 1
  1. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor mehr als 2 Jahre

    unglaublich. in einer Demokratie und Rechtsstaat mit Grundrechten... aber auch die Tatsache dass bei uns fast 30 Jahre nach der Grundgesetz-Verabschiedung Frauen zb die Erlaubnis des Ehemanns brauchten um arbeiten zu gehen oder ein Konto zu eröffnen...

    ist das jetzt "nur" ein Zeichen dafür dass Menschenrechte und Gesetze nicht immer eingehalten werden? Oder zeigt es dass man in der Gegenwart nicht immer erkennt was auch unter das Gesetz fallen würde?

    was werden Menschen in 30 Jahren über unsere Zeit denken?
    Dass es unglaublich ist dass Kinder so wenig Rechte haben?
    Und Tiere?
    Dass es unglaublich ist dass Umwelt- und Klimaschutz nicht als Teil der Menschenrechte an/erkannt wurden?
    und Auto-Individualismus über alles gestellt?

    .. .

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