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Tabuisierte Gefahr: Die zunehmende Sucht nach Online-Pornos

Meike Leopold
Kommunikationsexpertin

Kommunikationsexpertin mit Wurzeln im Journalismus. Unternehmensbloggerin der ersten Stunde. Buchautorin und Speakerin. Selbstständige Beraterin für (digitale) Unternehmenskommunikation. Bloggt auf www.start-talking.de.

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Meike LeopoldFreitag, 17.04.2020

Dieser Longread ist verdammt harter Tobak. Er gehört zumindest in Teilen in diese Kategorie. Es geht um eine gesellschaftlich komplett tabuisierte, gefährliche Sucht. Nämlich die Pornosucht. Immer mehr junge Männer, sozialisiert mit Internet und Smartphone seit 2006, kommen ohne Online-Pornos nicht mehr aus.

Es ist wie eine Seuche. Wie bei jeder Sucht brauchen die Abhängigen mit der Zeit immer härteren Stoff. Etwa zunehmend gewalttätige, frauenverachtende Pornos. Zudem sind viele dieser Männer immer weniger interessiert an echten Beziehungen zu echten Menschen. Das führt so weit, dass sie keine Erektion mehr haben beim Geschlechtsverkehr.

At least ten studies published since 2010 report a tremendous rise in ED (erectile dysfunction). Rates of ED among men under 40 ranged from 14 percent to 37 percent, and rates of low libido from 16 percent to 37 percent. No variable related to youthful ED has meaningfully changed since then, except for one: the advent of on-demand video porn in 2006.

Viele junge Männer hängen also wie die Junkies an Pornos. Ihr Konsumverhalten verändert nachweislich ihr Gehirn. Eine der Folgen:

“greater support for sexist beliefs,” “adversarial sexist beliefs,” a “greater tolerance of sexual violence toward women,” as well as “a diminished view of women’s competence, morality, and humanity.”

Der Autor nennt das Ganze ein gigantisches Experiment mit dem menschlichen Hirn, dessen Ausgang wir nicht kennen. Er befürchtet sogar, das die Pornosucht einen gesellschaftlichen Zusammenbruch herbeiführen könnte. Sein Appell:

It’s time we as a society stopped lying to ourselves about what has become the biggest threat to public health.

Tabuisierte Gefahr: Die zunehmende Sucht nach Online-Pornos

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Kommentare 3
  1. Dirk Liesemer
    Dirk Liesemer · vor mehr als 4 Jahre · bearbeitet vor mehr als 4 Jahre

    Wenn Amerikaner über Pornographie schreiben, sollte man sehr vorsichtig sein. Man kann deren Debattenbeiträge nicht losgelöst von den dort kursierenden kulturellen und religiösen Vorstellungen betrachten. Mit einer ansteckenden Seuche, von der jeder Mensch betroffen sein kann, lässt sich die Sucht nach Pornographie sicher nicht vergleichen. Ich hatte mich mal vor Jahren mit dem Thema journalistisch befasst und fand das Konzept der sexuellen Skripte recht überzeugend: https://de.wikipedia.o...

    Im Tagesspiegel gab es mal zu eben diesem Thema ein Interview – leider ist nicht ersichtlich, mit wem; falls es sich überhaupt um ein Interview handelt. Dort heißt es in einer Antwort: "Die Suchtidee, die von einigen wenig reflektierten Pädagogen vertreten wird, geht davon aus, dass wer mit 17 einen Porno guckt, mit 30 Fetischsex braucht, dass die sexuelle Erregung immer stärkere Stimuli braucht. Das ist wissenschaftlich längst widerlegt. Unsere sexuellen Skripte entwickeln sich zwar lebenslang, aber schon im Jugendalter festigen sich Vorlieben, die relativ stabil bleiben. Pornografie kann diese Vorlieben erweitern, schreibt sie aber nicht vollkommen um." https://www.tagesspieg...

    Und wer es wissenschaftlicher mag: Barbara Krahé (2011) https://www.uni-potsda... sowie Andreas Hill (2011): "Diese negativen ‚Effekte‘ fanden sich vorwiegend bei männlichen Intensivkonsumenten." Sprich: bei einer Minderheit von Männern, die ohnehin einen Hang zu Gewalt und Sucht hat. https://www.thieme-con...

    1. Meike Leopold
      Meike Leopold · vor mehr als 4 Jahre

      Danke für das Feedback. Ich finde den Aspekt der Online-Pornographie sehr wichtig. Das scheint "das Spiel" deutlich verändert zu haben. Es gibt Zahlen und Studien in dem Artikel. Es scheint sich um einen seriösen Autoren zu handeln. Er stellt ja gerade in Frage, dass es sich um ein Nischenthema handelt.

    2. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor mehr als 4 Jahre · bearbeitet vor mehr als 4 Jahre

      @Meike Leopold Die Studien müsste man sich en detail genau anschauen, wozu ich jetzt aber keine Lust habe. Ich werde immer skeptischer, was einem Forscher so alles verkaufen wollen – vor allem aus den Gesellschafts- und Sozialwissenschaften. Viele Studien sind alles andere als repräsentativ oder hinreichend präzise, aber trotzdem werden weitreichende Schlüsse gezogen, die sich medial gut verkaufen lassen. Und ja, ein Nischenthema ist Onlinepornographie schon lange nicht mehr. Angeblich sind wir Deutschen sogar mal wieder Weltmeister.

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