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Fünf Länder, drei Muttersprachen, ein Studium, zwei Kinder. Seit 2008 Professorin für Soziologie und Gender Studies an der LMU München. Immer viel Musik und Tanz, am Besten zusammen. Und viel Forschung inkl. Fachpublikationen (ca. 11 Bücher und >50 Aufsätze) zu Gender Studies, Biopolitik, Körper, Pop-Kultur, Care/Fürsorge.
In diesem Interview, das ein paar Tage alt, aber gleichermaßen hochaktuell ist, gibt die Sozialwissenschaftlerin und Technikforscherin Leonie Tanczer vom University College London (http://www.ucl.ac.uk/steapp/people/tanczer) Einsichten in die neu entstehende Form von Gewalt mit Hilfe 'smarter' technischer Dinge. Das sich zunehmend ausbreitende 'Internet der Dinge' vernetzt dabei u. a. Kameras, Autos, Haushaltsgeräte, Computer, Heizung, Licht und Kühlschrank und vieles mehr.
Das eröffnet offenbar auch neuartige Möglichkeiten des Stalkings, der Übergriffe und des privaten Terrors. Und davon sind derzeit wesentlich Frauen betroffen. Auch und nicht zuletzt deshalb, weil sie in heterosexuellen Konstellationen vielfach die Technik dem Mann überlassen. Inklusive der Codes, Passwörter, Sicherheitsfragen usw.
"Gewalt gegen Frauen hat verschiedene Dimensionen – etwa emotionale, finanzielle oder sexuelle. Das Problem ist, dass der technische Aspekt häufig vergessen wird. Ein Beispiel: Stellen Sie sich ein Haus vor, das komplett mit dem Internet verbunden ist. Die Eingangstür machst du mit einer App auf und drinnen ist alles, was man sich so vorstellen kann, auch via Internet steuerbar: das Licht, die Gardinen, die Heizung, der Fernseher, der Herd, der Kühlschrank. Internet-Recherchen und getätigte Aktivitäten sind sowohl mit dem Laptop, dem Smartphone und dem Tablet abrufbar und können auch durch „Smart Speaker“ wie einem Amazon Echo gemacht und geprüft werden. Und dafür muss man nicht einmal physisch zu Hause sein. Bedenkt man, wie viele Partner*innen sich Konten und Passwörter teilen, welche persönlichen Daten diese Systeme sammeln und wie häufig diese Systeme auch mit einem Bankkonto verbunden sind, dann kann man sich ausmalen, wie diese Funktionalitäten in einer gewalttätigen Partner*innenschaft ausgenützt werden."
Macht euch alle smart!
Quelle: Francesca Schmidt Bild: Hideyuki Ando, To... anschlaege.at
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ja nun - ich glaube, wie in so vielen Bereichen, stehen wir auch hier vor der Entscheidung, ob "Digital" etwas fundamental Besseres bringt oder wir es als Brandbeschleuniger für den alten Rotz benutzen. Ich will sagen - wo Unterdrückung und Stalking und Gewalt ist, kann digitale Technik entsprechend missbraucht werden. Aber das Risiko, dass sie sozusagen initial so wirkt, halte ich für gering und es steht ja auch einer anderen Entwicklung oder Wirkung dieser Technologien entgegen, die ja nämlich an vielen Stellen gerade abzielt auf individuelle Kontrolle und mobile und flexible Steuerung der eigenen Angelegenheiten (neben den Effekten die Tanczer beschreibt "An dieser Stelle möchte ich auch sagen, dass diese Geräte auch sehr wohl positive Effekte haben können. Sei es, dass digitales Beweismaterial gesammelt werden kann oder Hilferufe entgegengenommen werden können.").
Da bewegen mich in dem Kontext dann doch eher die "shifting baselines" im Kontext mit staatlichem Missbrauch solcher Technologie. Also wie schleichend immer mehr Dokumentation von immer mehr Parametern "unverzichtbar" wird und sich so immer perfektere Überwachung gesellschaftlich normalisiert. Das wirkt vermutlich nämlich auch in den privaten Bereich hinein glaube ich...ist doch super, wenn wir uns in der Familie alles gegenseitig auf unseren smarties tracken können...wir haben ja nix zu verbergen.
Ein weiteres Beispiel warum es überhaupt nicht "Smart" ist, wenn Toaster, Klopapierhalter, etc. mit dem Internet verbunden ist...