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Im Februar hatte ich hier schon mal was zu Pandemie und Dicksein gepiqd, aber hier gleich noch ein Text, denn jetzt stapeln sich die "So werden Sie die Corona-Kilos wieder los!"-Ratgeber. Magda Albrecht schreibt darüber in der taz:
Kürzlich sah ich ein Comic, auf dem zwei dicke Menschen in ihrem Zuhause vor einer schmalen Tür stehen, darunter der Spruch: „Corona ist weg – aber wie kommen wir da jetzt wieder raus?“ Etliche Medien titelten: „Warum Corona dick macht“ oder „Dick und depressiv durch die Pandemie“. Der Stern warnte in einer Ausgabe vor der „Corona-Wampe“ und empfahl gleich eine Reihe von Diäten.
Die Angst vor dem dicken Bauch generiert mächtige Schlagzeilen – selbst in einer der größten Gesundheitskrisen unserer Zeit: Millionen Corona-Infizierte, allein in Deutschland knapp 90.000 Todesfälle und viele, die auch Monate nach ihrer Infektion noch von gesundheitlichen Einschränkungen berichten. Wer diese Artikel liest, könnte meinen, der wirkliche Feind dieser Zeit sei die Corona-Wampe.
Ja, viel Gewicht kann ungesund sein. Aber das alleine ist es ja nicht, denn gegen dicke Menschen gibt es immer noch mehr Vorurteile als gegen Menschen, die – sagen wir mal – Vitamin-B12-Mangel haben, was ja auch ungesund ist, oder über Raucher*innen.
In der repräsentativen XXL-Studie der DAK-Gesundheit von 2016 gaben über 70 Prozent der Befragten an, dass sie hochgewichtige Menschen „unästhetisch“ finden. 15 Prozent vermeiden den Kontakt mit ihnen. Dicksein steht heute für vieles, was im Kapitalismus einer Todsünde gleicht: Faulheit, Armut, mangelnde Attraktivität, niedriger Bildungsgrad, unangenehme Gerüche.
Während für viele die Öffnungen und Lockerungen reiner Grund zur Freude sind, schreibt Magda Albrecht über eine unangenehme Seite daran:
Der lauter werdende Ruf nach einem „Zurück in die alte Normalität“ nach der Coronapandemie ist für mich daher ambivalent. Zurück ins Büro und mit den Kolleg*innen klönen, Ausflüge machen, fette Partys feiern. Den Wunsch verstehe ich, gleichzeitig weiß ich: Das alte Normal war auch nicht so geil. Was ich im Homeoffice ganz sicher nicht vermisst habe, sind die dummen Sprüche auf der Straße, die abwertenden Blicke im Freibad oder die kalorienzählenden Kolleg*innen; kurz: die ständige Erinnerung daran, dass ein dicker Körper unerwünscht ist.
Quelle: Magda Albrecht Bild: Eric Brinkhorst/H... taz.de
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Gutes Beispiel dafür, was ich in Zeiten von Kontaktarmut so gar nicht vermisst habe: Eine gigantische Abwertungsindustrie, die mit Äußerlichkeiten Kasse macht. Frage mich aber gerade, ob sie je so weit weg war, wie sie mir in dieser Zeit egal war.