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Literaturskandal in Österreich: Analyse des „Falls Sargnagel"

Meike Leopold
Kommunikationsexpertin

Kommunikationsexpertin mit Wurzeln im Journalismus. Unternehmensbloggerin der ersten Stunde. Buchautorin und Speakerin. Selbstständige Beraterin für (digitale) Unternehmenskommunikation. Bloggt auf www.start-talking.de.

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Meike LeopoldMontag, 20.03.2017

Das Ritual des Literaturskandals ist nicht neu — schon gar nicht in Österreich. Man denke an den Rummel, den früher beispielsweise Werke von Elfriede Jelinek oder Thomas Bernhard auslösten.

Nur: „Das Überbrüllen fand früher real statt, wenn man nach der Theaterpremiere dazu noch in der Lage war. Heute findet es losgelöst in den Untiefen des Internet statt“, gibt der österreichische Schriftsteller Gerhard Ruiss in der „Profil" zu bedenken.

Dabei bezieht er sich auf die jüngste öffentliche Literaturdebatte, die man eher als Literatur-Schlammschlacht bezeichnen sollte. Diese wurde weniger von einer Publikation der Autorinnen Stefanie Sargnagel, Maria Hofer und Lydia Haider ausgelöst als vielmehr von der Kronen Zeitung.

Diese spielte sich nämlich angesichts der fiktiven (!) Satire (drei Frauen kiffen und trinken auf Staatskosten im Urlaub in Marokko und verhalten sich dabei unzüchtig) zur Hüterin der Moral auf. Obendrein veröffentlichte sie die Privatadresse der Autorin Stefanie Sargnagel. Verbunden mit der Aussage, diese sei „willig". Seither wurde sie im Web mit Hasspostings beleidigt und bedroht.

Hinter der Causa stehe „eine Ordnungsvorstellung, die den Unruhefaktor einer intellektuell-literarischen Öffentlichkeit vernichtet sehen will", sagt die Schriftstellerin Marlene Streeruwitz. Eigentlich eine ganz gut eingespielte Tradition in Österreich.

Der Skandal hat inzwischen scheinbar seinen Höhepunkt überschritten. Was bleibt, ist das Entsetzen darüber, dass hier keinerlei Diskurs über Literatur stattgefunden hat, sondern stattdessen „Menschen bedroht werden. Damit ist der Boden aller Diskurse verlassen", so Ruiss.


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