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Studium der Philosophie, Politikwissenschaft und Geschichte in Freiburg und Paris, Promotion in Frankfurt am Main. Er lehrt Politische Theorie und Ideengeschichte an der Universität Siegen und lebt als freier Autor und Dozent in München. Radiobeiträge für Bayerischer Rundfunk, Deutschlandfunk und Südwestrundfunk, Artikel unter anderem für Blätter für deutsche und internationale Politik, Der Freitag, Jungle World, Telepolis.
Jüngste Buchveröffentlichungen: Richtig falsch. Es gibt ein richtiges Leben im falschen (2019); Kulturarbeit. Progressive Desillusionierung und professionelle Amateure (2022)
"Das Private ist politisch". Der klassische Slogan des Feminismus signalisiert zum einen eine Befreiung: eine Ermächtigung dazu, das eigene Leben und die Geschlechterverhältnisse als gesellschaftliche ernst zu nehmen und zu politisieren. Zum anderen aber signalisiert der Slogan auch die Möglichkeit der Entmächtigung, nämlich das Scheitern des Versuchs, danach zu leben: die Falle geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung im Alltag. Davon handelt der folgende Artikel. Er stammt aus dem feministischen Missy-Magazine.
Der Artikel ist ein lustiges Gespräch zwischen zwei Feministinnen über die eigene häusliche Arbeitsteilung mit ihren Partnern. Wir Leser können sehen, auf welch beschämende Art und Weise auch noch beste feministische Überzeugungen im Alltag an der Realität existierender Rollenverteilungen scheitern. "Ich bin Professor, ich werde nicht putzen". Auf diese lapidare Formel bringt der Partner und Vater des gemeinsamen Kindes die häusliche Lage. Will sagen: Die Zeit und die Arbeitskraft eines gesellschaftlichen Leistungsträgers sind so wertvoll, dass sie mit solchen niedrigen Alltagsdingen wie dem Putzen unvereinbar sind.
Hierin drücken sich die gesellschaftlichen Machtverhältnisse der Geschlechterordnung ganz konkret aus: Es muss derjenige die profanen Haushaltsarbeiten übernehmen, dessen Zeit weniger wert ist. Und das sind eben meistens die Frauen. Die bittere Wahrheit dahinter ist: Die Beteiligten wissen eigentlich, was sie tun - Männer mit einem höheren beruflichen Status sind offensichtlich begehrenswerter als andere. Ihre Arbeitszeiten und damit ihre berufliche Beanspruchung sind intensiver als diejenige der weniger Erfolgreichen (also eben auch der emanzipierten Männer). Von daher wird deutlich, worin die einzig mögliche Emanzipation bestehen würde: im gemeinsamen Kampf aller Männer und Frauen für radikal verkürzte Arbeitszeiten für alle.
Quelle: Jacinta Nandi / Missy Magazine Bild: Thomas Leth-Olsen missy-magazine.de
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Lieber Marcus,
genauso wie die Umweltfrage kann auch die Geschlechterfrage nur durch neue kollektive Regeln gelöst werden. Nur wenn die gesellschaftlich vereinbarten Arbeitszeiten für alle erheblich geringer sind, haben alle die Zeit, im Alltag dauerhaft ihr Berufsleben ohne Stress mit der Haus- und Sorgearbeit zu vereinbaren.
Wenn wir einseitig auf den guten Willen der Menschen, insbesondere der Männer setzen, und bei den kollektiven Tarifregeln alles beim alten lassen (diese sind ja ebenso wie die ökologisch falschen Preise für Waren und Dienstleistungen wie Fleisch, Automobile, Öl und Flugreisen mächtige Anreizsysteme) - dann sitzen wir einer Illusion auf.
Wenn statistisch 86% junger Eltern bei der Geburt des ersten Kindes angeben, die häusliche Arbeit fair zwischen beiden Elternteilen aufteilen zu wollen, es nach ein paar Jahren bei neuerlicher Befragung aber nur 16% geschafft haben, diesen Wunsch in die Realität umzusetzen - dann sollten wir uns eingestehen, dass diese 70%-Lücke nicht durch Appelle an fortschrittliche individuelle Moral zu schließen ist.
Weder die naive Hoffnung auf den guten Willen der Männer hilft uns weiter, solange diese in unverändert familien- und lebensunfreundlichen Arbeitsverhältnissen stecken.
Noch die private und öffentliche Beschämung von Männern, die sich um ihren Anteil der Familienarbeit drücken und als Trittbrettfahrer durchs Leben sausen, um auf diese Weise ungehindert und auf Kosten derer, die ihren Anteil übernehmen, Karriere machen.
Die sogenannte Frauenfrage ist in Wirklichkeit eine Männerfrage. Und sie ist eben keine private sondern eine politische: die Frage danach, ob die verschiedenen sozialen Beiträge fair aufgeteilt und bewertet werden.
Der Artikel aus dem Missy-Magazine legt den Finger in diese Wunde, und zeigt auf, dass uns ohne generelle progressive Neuregelungen der Arbeitswelt die ungelösten gesellschaftlichen Konflikte zu Hause unterm Küchentisch explodieren. Und er zeigt die uneingestandene Komplizenschaft vieler Frauen mit den bestehenden Machtverhältnissen auf: Frauen nehmen an den Hierarchien und Wertmustern der männlich dominierten Gesellschaft eben vor allem indirekt, durch Stellvertretung teil. Und der Preis für den gesellschaftlichen Rang des Partners ist eben die eigene häusliche Mehrarbeit, die gesellschaftlich nicht anerkannt wird (oder die Ausbeutung Dritter im neuen neoliberalen Reich der Dienstbotenarbeit).
Darum gilt für alle Einzelnen: Seid ehrlich! Sagt und zeigt, wie feministisch Ihr wirklich seid! Und: Augen auf bei der Partnerwahl!
Immer wieder schön, wie mit solchen herbeiphantasierten Anekdoten die angebliche allumfassende Unterdrückung der armen, armen Frauen "belegt" wird. In der Realität arbeiten Frauen zwar mehr im häuslichen Bereich, dafür aber weitaus weniger in der Lohnarbeit. Und besagte Lohnarbeit bedeutet für 99,9% aller Männer eben auch nicht tolle Selbstverwirklichung, sondern harte Pflicht.
Wie kommt man eigentlich darauf, dass selbst bestimmte Familienarbeit (z.B. den geliebten Kindern ein schönes und gesundes Essen kochen) härter ist als die Lohnarbeit, wo man z.B. in öden Meetings dahin vegetiert oder dem Unbill des Wetters ausgesetzt ist oder gar mit gefährlichen Stoffen oder Geräten hantieren muss? Klar, jeder Part hat seine unangenehmen und angenehmen Seiten, aber die völlig einseitige Darstellung und Wahrnehmung von Feministinnen ist einfach lächerlich.
Meine private Lösung: Ich mute meiner Frau keine Arbeiten zu, die ich selber auch nicht machen möchte. Also haben wir eine Putzkraft, arbeiten beide Vollzeit und teilen uns den Rest.
Ich verstehe nicht gleich, warum das mit radikal verkürzter Arbeitszeit für alle behoben würde? ...damit alle mehr Zeit für ihre privaten Tätigkeiten haben, so wie Hausarbeit?
Mir scheint das auf den ersten Blick eine allzu praktische Lösung. Manche Menschen wollen ja vielleicht gar nicht weniger arbeiten und es müsste ja auch in Ordnung sein, wenn jemand sagt, dass er per se keine Hausarbeit machen will - es ist halt nicht ok, wenn er sie jemand anders unentgeldlich reindrücken will.
Aber vielleicht kannst du da meine Gedankenlücke schliessen?
Ganz schön traurig, was die Autorin eines feministischen Magazins da schreibt - traurig vor allem für sie selbst, aber auch für alle anderen Frauen: Zu sehen, wie die Autorin da vor ihrem Macho-Mann einknickt und allen Ernstes überlegt, früher aufzustehen, damit er - der notorische Verweigerer von so niederen Aufgaben - mit ihrem Putzergebnis zufrieden ist. Geht‘s denn noch? Sind seit den 1950er-Jahren nicht ein paar Jahrzehnte der Emanzipation vergangen? Sind wir echt nicht darüber hinausgekommen? Und ihr nennt euch Feministinnen? So etwas Erschütterndes und Desillusionierendes wie diese Glosse habe ich schon lange nicht mehr gelesen!
Ist schon ziemlich heftig, wenn Männer sagen, Hausarbeit sei unter ihrer Würde, nicht aber unter der ihrer Frau. Ich muss sagen, in meinem näheren Umfeld ist kein Mann so drauf, allerdings macht praktisch immer die Frau mehr Hausarbeit, genau eben aus den bekannten Gründen, verdient weniger, also geht sie in Teilzeit und nicht er usw. Dass das ein strukturelles Problem ist und nicht "Schuld" der einzelnen Männer oder Frauen, ist ziemlich klar. Dennoch würde ich mir sehr wünschen, das Frauen sich solch unverhohlen misogyne Einstellung von ihren Typen nicht mehr bieten lassen, bzw. eben solche Typen nicht mehr als Partner, und Vater ihrer Kinder, wählen würden.
Ich will damit kein victim blaming betreiben, die beschriebene Situation ist fürchterlich und die Frau tut mir sehr leid.