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Feminismen

Hexenjagd

Leopold Ploner
Lebt am Ammersee, hat also von vornherein einen recht entspannten Blick auf die Welt.

Elektronikingenieur, Marketing, Werbetexter, Verleger, Blogger.

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Leopold PlonerMontag, 20.05.2019

Ein prominenter Jurist an einer angesehenen Universität wird Verteidiger eines Mannes, der in der Öffentlichkeit bereits vorverurteilt ist. Es folgt ein Sturm der Entrüstung, er wird als Verräter beschimpft, sein Haus wird mit Parolen beschmiert, und man fordert seine Entlassung. Stellt sich die Universität hinter den Professor? Nein, man entlässt ihn aus einer wichtigen Position mit dem Argument, er sei unter diesen Umständen nicht mehr tragbar.

Das erinnert sehr an das Amerika der McCarthy-Ära. Aber es sind nicht die USA von 1950, sondern die USA von 2019, in denen das passiert. Ich finde das absolut gruselig. Ich habe die #MeToo-Bewegung sehr begrüßt, aber bei einer solchen Hexenjagd habe ich die Sorge, das etwas gewaltig aus dem Ruder läuft.

Hexenjagd

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Kommentare 13
  1. Magdalena Taube
    Magdalena Taube · vor mehr als 5 Jahre

    Hallo, ich komme zu Piqd, weil ich erfahren will, welche Texte (oder auch andere Medienprodukte) ich aus den Abermillionen Inhalten da draußen lesen soll. Ich schau besonders gern in die Community, weil ich immer wieder auf Sachen stoße, die ich sonst nicht gesehen hätte und vor allem, weil ich die Einschätzung der Relevanz durch die Piqer*innen so wichtig finde. Bei deinem Piq kann ich jedoch leider nicht erkennen, warum ich aus all den tausend Texten, die in den letzten Tagen veröffentlicht wurden, gerade diesen lesen soll - außer, dass du persönlich dich über diesen Vorgang aufregst.

    1. Leopold Ploner
      Leopold Ploner · vor mehr als 5 Jahre

      Nun, das geht mir auch so. Ich lese das, was ich wirklich relevant finde, die anderen Piqs bleiben leider ungelesen zurück. Mir ist schon klar, dass das bei meinen eigenen Piqs nicht anders ist.

  2. Dirk Liesemer
    Dirk Liesemer · vor mehr als 5 Jahre · bearbeitet vor mehr als 5 Jahre

    Wer meint, dass es so etwas (moralischen Rigorismus) nur in den USA gibt, sollte mal das Spiegel-Porträt über den schwulen Comiczeichner Ralf König lesen, der sich nun ausgerechnet von der queeren Szene absurde Vorwürfe gefallen lassen muss https://blendle.com/i/...

    1. Felix Schwenzel
      Felix Schwenzel · vor mehr als 5 Jahre · bearbeitet vor mehr als 5 Jahre

      natürlich gibt es moralischen rigorismus. schon immer, und immer wieder, von rechts, von links, von unten und oben. dagegen hilft vor allem eins: hemmungsloses, anhaltendes und lautstarkes *differenzieren*.
      pauschalisieren, zum beispiel diesen rigorismus mit bestimmten politischen tendenzen oder gesellschaftlichen bewegungen zu verknüpfen ist allerdings ein falle, in der man sich dann auch wieder mit klebrigem rigorismus am zeigefinger findet.

    2. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor mehr als 5 Jahre

      @Felix Schwenzel Schon klar, aber er zeigt sich eben zunehmend auch in einem Mileu, in dem man ihn nicht vermutet hätte. König selbst war ja anfangs überrascht.

  3. Felix Schwenzel
    Felix Schwenzel · vor mehr als 5 Jahre

    auch arschlöcher, nazis, kindermörder, vergewaltiger verdienen eine anständige verteidigung vor gericht. es gibt, gab und wird immer menschen geben, die dieses an sich einfache, und vor allem wichtige grundprinzip des rechtssystems nicht verstehen wollen oder können — und die dieser grundlegende baustein des rechtsystems agitiert. das aber mit der hexenverfolgung gleichzusetzen, einem grausamen phänomen, bei dem über jahrhunderte 40 bis 60 tausend betroffene ihr leben verloren, oft auf grausame weise und nach folter, halte ich für höchst unangemessen und hysterisch.

    abgesehen von dieser aufbauschung mangelt es sowohl deinem piq, als auch der verlinkten kurzmeldung an tiefe und differenzierung. tatsächlich hat sullivan seine professorenstelle nicht verloren, sondern lediglich die als dekan einer fakultät. ich finde das auch falsch, aber wenn man etwas mehr liest als diese lieblose kurzmeldung auf derstandard.at (hier zum beispiel: https://www.nytimes.co...), sieht man, dass es durchaus auch nachvollziehbare gründe der hochschule gibt, die zu dieser entscheidung geführt haben. darüber kann man sicher ausgiebig streiten, aber ich bezweifle, dass es eine gute idee ist diesen komplizierten vorgang maximal undifferenziert mit donald-trump-vokabular als „hexenjagd“ abzutun.

    1. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor mehr als 5 Jahre

      Nachvollziehbare Gründe? Das sehen zumindest die Jura-Professoren Alan Dershowitz und Laurence Tribe ganz anders https://www.spiegel.de...

    2. Felix Schwenzel
      Felix Schwenzel · vor mehr als 5 Jahre

      @Dirk Liesemer sag ich ja, über die gründe und die konsequenzen, die die hochschule gezogen hat, kann man streiten, soll man auch. was ich aber deplatziert finde ist diesen vorgang mit trump-rhetorik aufzubauschen und pauschal zu implizieren, dass das mit dem me2-gedöns doch wohl ein irrweg war (aus dem ruder läuft). auf der einen seite differenzierung zu fordern, masslosigkeit anzuprangern, aber dann genauso in populistischer rhetorik zu poltern finde ich, wie gesagt, deplatziert.

    3. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor mehr als 5 Jahre

      @Felix Schwenzel stimme zu, wollte aber auf die beiden stimmen aufmerksam machen... und auf einen doch noch etwas ausführlicheren text als im standard, der wirklich sehr kurz ist.

    4. Leopold Ploner
      Leopold Ploner · vor mehr als 5 Jahre

      @Felix Schwenzel Jetzt wird die Interpretation meines Beitrags aber schon etwas waghalsig. Seit wann impliziert denn der Begriff "aus dem Ruder laufen" dass etwas von vornherein ein Irrweg war? Ganz im Gegenteil bedeutet es doch, dass eine Sache die ursprünglich auf richtigem Kurs war nun dabei ist, in eine falsche Richtung zu steuern.

    5. Leopold Ploner
      Leopold Ploner · vor mehr als 5 Jahre

      Auch ich habe mir die ausführlicheren Berichte zu dem Fall in der NYT und im Atlantic (https://www.theatlanti...) durchgelesen. Im Gegensatz zu Dir finde ich dort aber keine "nachvollziehbare gründe der hochschule gibt, die zu dieser entscheidung geführt haben". Meiner Meinung nach fasst der Beitrag im Standard die Geschehnisse recht gut zusammen.

    6. Felix Schwenzel
      Felix Schwenzel · vor mehr als 5 Jahre · bearbeitet vor mehr als 5 Jahre

      @Leopold Ploner zu 1) stimmt, ich habe deine pauschalisierung etwas zu sehr pauschalisiert zusammengefasst (auch wenn ich das wort „vornherein“ einfach nicht in meinem kommentar finden kann).

      zu 2) um etwas nachvollziehen zu können, muss man übrigens nicht der gleichen meinung sein. (beweg-) gründe, denen man nicht zustimmt, als nicht vorhanden oder nicht aufzufinden zu bezeichnen, ist aber ein klasse rhetorische technik um sich grundsätzlich im recht zu finden und streit in der sache auszuweichen.

      das problem deiner pauschalisierungen wird übrigens am begriff der „sache“ offenbar, oder wie du es im piq nennst: „das“. du kritisierst nicht allein das, was aus dem ruder läuft, sondern eine „Bewegung“ ein diffuses, komplexes phänomen als ganzes, ohne jede differenzierung.

      laufen jetzt auch alyssa milano oder ronan farrow aus dem ruder? laufe ich aus dem ruder, wenn ich auf eine metoo demo oder einem fraumarsch mitginge? läuft eigentlich auch die sache mit der demokratie aus dem ruder, weil mittlerweile so viele pressefeindliche autokraten in europa und amerika demokratischen ländern vorstehen oder rechtspopulisten in europäischen parlamenten vertreten sind? läuft jetzt vielleicht auch das mit piqd.de aus dem ruder, weil einige piqer eine ähnliche rhetorik wie donald trump nutzen, wenn sie kurz mal gesellschaftliche phänomene mit ein paar sätzen kritisieren wollen und kurz-zusammenfassungen komplexer vorgänge verlinken (statt kluger, differerenzierter, vielschichtiger texte/videos/podcasts)?

    7. Leopold Ploner
      Leopold Ploner · vor mehr als 5 Jahre

      @Felix Schwenzel Deiner Aufzählung stimme ich großteils zu, ja, es läuft viel aus dem Ruder: Pressefeindliche Autokraten, Rechtspopulisten an der Macht, Nationalismus, Klimawandel, Neokolonialismus und noch ein paar Dutzend andere Dinge. Ist es bei allen diesen Themen nicht wichtig, auf Fehlentwicklungen überhaupt erst einmal aufmerksam zu machen?
      Mal als Gedankenexperiment: Angenommen Sullivan wäre nicht wegen Weinstein gefeuert worden. Angenommen der Grund wäre sein Engagement für einen muslimischen Terrorverdächtigen, iranischen Spion oder militanten Tierschützer. Würdest Du dich dann auch als erste Reaktion beschweren, die Meldung sei aufgebauscht und nicht differenziert und vielschichtig genug?

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