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Feminismen

Die Erschöpfung der Frauen

Theresa Lachner
Journalistin / Systemische Sexualberaterin / Gründerin von LVSTPRINZIP
Zum Kurator'innen-Profil
Theresa LachnerDienstag, 23.11.2021

Wir können heute angeblich nicht nur alles sein, was wir wollen – wir sollen und müssen es bitte sogar. Die "Fratze der Emanzipation", wie Angela McRobbie es nennt: ein weiteres absurdes Ideal der ökonomisch unabhängigen, selbstbestimmten, sexy Powerfrau, die sich nebenbei noch um alle(s) andere kümmert.

Also ja, es fällt uns auf die Füße, wenn aus Gleichberechtigung eine Art von Perfektionsstreben gemacht wird, ohne die strukturellen Bedingungen zu verändern, in denen alle Menschen leben müssen.

Franziska Schutzbach hat ein Buch über weibliche Erschöpfung geschrieben und erklärt in diesem Interview mit Beate Hausbichler von DieStandard sehr stringent die komplexen Zusammenhänge von Selbstoptimierung, Machbarkeitslogik und dem Gefühl, "nicht genug" zu sein – das natürlich auch historisch bedingt ist.

Frauen waren lange Zeit nicht mal als Menschen konzipiert. (...) Der Kanon, auf den wir uns in der abendländischen Kultur beziehen, ist mehrheitlich frauenabwertend, und es überrascht deshalb nicht, dass diese Minderwertigkeitsgefühle nicht innerhalb einer Generation abgebaut wurden.

Die Sorge, nicht zu genügen ist außerdem nicht mal so unberechtigt: Studien zeigen, dass Lebensläufe von Frauen bei gleicher Qualifikation wesentlich schlechter bewertet werden.

Angenehm un-phrasendrescherisch und entlastend auch ihr Lösungsvorschlag:

Ich glaube, wir müssen erst mal diese Erschöpfung analysieren, das heißt beim Negativen bleiben und nicht gleich mit der optimalen Lösung daherkommen wie viele Ratgeber. Das ist ein wichtiges politisches Moment. Sich bewusst zu werden, dass es kein individuelles Problem ist, sondern eine kollektive Erfahrung – auch wenn diese sehr unterschiedlich ausfallen kann.

Schutzbach rät zu Mikrohandlungen: sich zusammenschließen, Bewusstsein schärfen und diskutieren – so sei es möglich, neue politische Kraft zu schöpfen

(...) denn es ist sehr empowernd zu realisieren, dass man nicht erschöpft ist, weil man individuell etwas falsch macht.

Die Erschöpfung der Frauen

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