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Feminismen

Der Roman "Die Aussprache" – und immer wieder Vergewaltigung

Barbara Streidl
Journalistin, Musikerin
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Barbara StreidlDienstag, 09.07.2019

Da gab es gerade eine Schlagzeile, an der ich nicht vorbeigehen konnte: Vergewaltigung in Mülheim - Jugendlicher in Haft. Kurz skizziert die Tat:

Eine Frau wird in Mülheim in ein Waldstück gezerrt und vergewaltigt. Dringend verdächtigt werden zwei Zwölf- und drei 14-Jährige. Sie wurden befragt, am Montag geht für sie aber der Alltag weiter. Während das Opfer, eine junge Frau, weiter im Krankenhaus behandelt wird, müssten die älteren Tatverdächtigen normal zur Schule. Den Jüngeren hat die Stadt noch am Sonntag geraten - trotz Schulpflicht - in der letzten Woche vor den Ferien nicht in die Schule zu gehen.

Das schreibt die SZ, inzwischen ist wohl einer der Täter in Haft. Sofort wird über die Herabsetzung der Strafmündigkeit diskutiert (für die 12-Jährige eigentlich zu jung sind), der Deutsche Richterbund ist dagegen.

Und dann mitten rein lese ich über den Roman "Die Aussprache" von Miriam Toews:

Zwischen 2005 und 2008 wurden in einer abgelegenen und sehr abgeschlossen lebenden mennonitischen Gemeinde in Bolivien insgesamt über hundert Mädchen und Frauen Nacht für Nacht in Bewusstlosigkeit versetzt und vergewaltigt.

Ihren Berichten darüber wurde lange nicht geglaubt, beziehungsweise erklärten die Männer des Dorfes das Geschehene zu Taten von Dämonen oder Geistern, die die Frauen für Verfehlungen strafen würden.

Erst als ein Mann ertappt wurde und die Tat gestand, wurde das Offensichtliche bekannt und eine Gruppe Dorfbewohner zur Verantwortung gezogen.

Miriam Moser zieht in ihrer Rezension des Romans den Bogen über die feministische Theologie bis hin zur Frage nach einem guten Leben in Freiheit - aber auch im Unbekannten. Das wir doch auch fürchten.

O tempore, o mores!

Der Roman "Die Aussprache" – und immer wieder Vergewaltigung

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Kommentare 3
  1. Charlotte König
    Charlotte König · vor mehr als 5 Jahre

    Danke für den piqd, aber die Idee im Buch ist wohl etwas utopisch, wenn Frau bedenkt, dass Frauen extra „dumm“ gehalten werden. Wie sollen Sie sich dann wehren. Wirklich erschreckend finde ich die Anmerkung von Esther Gisler Fischer und ihren Link. Das Zeigt das ganze Ausmaß dieses perfiden Systems.

  2. Meike Leopold
    Meike Leopold · vor mehr als 5 Jahre

    Liebe Barbara, was hat es zu bedeuten, wenn bereits Minderjährige Frauen Gewalt antun? Welchen Einflüssen sind sie ausgesetzt und wieviel von dieser frühen Toxizität müssen wir noch befürchten in einer Welt voller Gewalt und Pornographie, die auch schon für Kinder problemlos zugänglich ist? Es ist beängstigend..

    1. Barbara Streidl
      Barbara Streidl · vor mehr als 5 Jahre

      Liebe Meike, tja, da können wir jetzt dystopisch werden oder sagen das gab es immer schon - in jedem Fall finde ich es auch ganz schön beängstigend.

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