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Feminismen

Darf man Frauen für eine Totgeburt bestrafen?

Michaela Haas
Reporterin. Autorin. Kolumnistin.
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Michaela HaasMittwoch, 16.12.2020

Tina Perez sitzt seit zwei Jahren im kalifornischen Chowchilla im Staatsgefängnis. Die 32 Jahre alte achtfache Mutter wurde wegen Mordes angeklagt, weil ihr Baby tot auf die Welt kam. Der Grund: Sie hatte Methamphetamin im Blut, und der Arzt machte die Drogen für die Stillgeburt verantwortlich. Perez akzeptierte einen sogenannten "Plea Deal" und sitzt nun für 11 Jahre im Gefängnis.

Der Fall ist jetzt erst an die Öffentlichkeit gelangt, obwohl die Verhandlung zwei Jahre her ist, weil es nun einen zweiten, ganz ähnlichen Fall gibt: Fast genau zwei Jahre nach Perez entband Chelsea Becker in der gleichen Klinik und wurde ebenfalls wegen einer Totgeburt angeklagt. Aber das Foto ihres tränenüberströmten Gesichts bei der Verhaftung sorgte für Schlagzeilen, und nun versuchen Juristen und Aktivisten, beiden Frauen zu helfen.

Tatsächlich kann man in Kalifornien eigentlich nicht wegen des Todes eines Embryos verurteilt werden. Es gab bisher kein vergleichbares Urteil, und Juristen warnen, dass damit ein gefährlicher Präzedenzfall geschaffen wird. Manche fragen: Kann man dann auch Schwangere anklagen, die riskant Auto fahren oder bei Rot über die Straße laufen?

Perez wuchs unter brutalen Umständen bei Fresno auf, sagt, sie sei schon als Minderjährige von einem "Freund" der Familie missbraucht worden und wurde mit 14 zum ersten Mal schwanger. Mit 16 begann sie, Meth zu rauchen. Mit 21 lernte sie den Mann kennen, der schließlich zum Vater von acht weiteren Kindern wurde. Ein Familienmitglied sagt, er habe Perez brutal verprügelt, auch während der Schwangerschaften. Perez versuchte, immer wieder clean zu werden, zog zu ihrer Tante, kehrte aber immer wieder zum Vater ihrer Kinder und damit auch zu ihrer Drogensucht zurück.

Für mich stellt sich eher die Frage: Ist das wirklich sinnvoll, solche Fälle mit Mordanklagen zu "lösen"?

Darf man Frauen für eine Totgeburt bestrafen?

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