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Haiders "Lieblingsfeindin" über Rechtspopulismus und Sebastian Kurz

Simone Brunner
Freie Journalistin

Freie Journalistin aus Wien mit Fokus auf Ukraine, Belarus und Russland. Schreibt für das Journalistennetzwerk n-ost (Link: http://ostpol.de/autoren/view/812).

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Simone BrunnerDonnerstag, 31.12.2020

2020. Was für ein Jahr. Verrückte Zeiten, da sind wir uns wohl alle einig.

Doch dann stieß ich dieser Tage in der österreichischen Zeitung Der Standard auf dieses Interview mit Antonia Gössinger. Gössinger ist seit 2015 Chefredakteurin der Kleinen Zeitung in Kärnten. Mit Jahreswechsel geht sie in Rente.

In diesem großen Abschiedsinterview erzählt sie, was sie alles erlebt hat. Dabei geht es vor allem um die FPÖ-Jahre unter Jörg Haider und seine Zeit als Kärntner Landeshauptmann (=Ministerpräsident), in der er "versucht hat, sich das Land untertan zu machen" (O-Ton Gössinger). Gössinger gehörte damals zu den ganz wenigen kritischen Journalistinnen im Land und machte sich durch ihre Recherchen zu Haiders "Lieblingsfeindin". Sie erlebte persönliche und auch körperliche Angriffe, die Kleine Zeitung wurde durch Boykottaufrufe und Inseratenstopps direkt unter Druck gesetzt.

Was waren das also für Zeiten? Man nehme nur diesen Ausschnitt:

Ich habe alles erlebt. Bei einem Parteitag in den 1990er-Jahren bin ich von einem FPÖ-Anhänger körperlich attackiert worden. Jörg Haider hat unten auf der Bühne über mich, die "Kleine Zeitung" und die Medien geschimpft, und oben auf der Galerie hat mich ein älterer Mann geboxt. Ich bin aufgestanden, zur Polizei gerannt, der Mann ist verschwunden und natürlich hat ihn von den ganzen Freiheitlichen, die herumgesessen sind, niemand gekannt. Nach der Veranstaltung sind Haider und ich gemeinsam bei der Türe rausgegangen, und er hat gesagt: "Gemma was trinken." (lacht). Das kann man alles nicht erfinden.

Erst nach Haiders Tod - er starb 2008 bei einem Autounfall - trat der ganze Scherbenhaufen seiner Politik zutage, das milliardenteure Debakel um die Hypo-Bank inklusive. Viele FPÖ-Politiker, gegen die Gössinger damals anschrieb, sind inzwischen verurteilt.

Dieses Interview hat mich noch einmal sehr lebhaft an diese Zeiten erinnert. Es waren auch verrückte Zeiten. Ich wuchs damals in Kärnten auf und habe das Land zutiefst polarisiert erlebt, Haider-Anhänger und Haider-Kritiker standen sich auch in meinem Umfeld gegenüber. Über "Polarisierung" und "gesellschaftliche Spaltung" sprach damals noch niemand, es wurde einfach als ein Kärntner Sonderfall weggeschoben und verspottet.

"Message Control", rechte Parolen, "Buberpartien" und große Gesten: Interessant, dass Gössinger - selbst in der ÖVP verwurzelt - auch explizit die Parallelen zum heutigen ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz zieht, der in diesem Gespräch nicht gut weg kommt. Wer sich für österreichische Politik und Rechtspopulismus interessiert, sollte dieses Interview unbedingt lesen.

Haiders "Lieblingsfeindin" über Rechtspopulismus und Sebastian Kurz

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