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Europa

Europa und der Westen als Auslaufmodelle?

Thomas Wahl
Dr. Phil, Dipl. Ing.
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Thomas WahlFreitag, 19.03.2021

Was ist los im Westen? Nicht nur im Umgang mit einer globalen Herausforderung wie der Pandemie scheint die EU hinter anderen Akteuren und besonders hinter China zurückzufallen. So stellt etwa Herfried Münkler in der NZZ fest:

Als globaler Akteur, der sie ja sein will und zwecks europäischer Zukunftssicherung auch sein muss, ist die EU der Konkurrenz der andern «global players» nicht gewachsen. Das zeigt sich gerade jetzt in Corona-Zeiten. Diese nämlich sind, zunächst unmerklich, inzwischen jedoch unübersehbar, mit weltweiten Verschiebungen verbunden, aus denen der Westen insgesamt, vor allem aber die Europäer als Verlierer hervorgehen.

Mindestens genauso hart die Kritik der „Ruhrbarone". Auch sie sehen die unglaublich schlechte Performance Europas bei Corona nur als ein Signal unter vielen. Es läuft wohl etwas grundsätzlich schief – insbesondere im Vergleich zu China. Ja, China ist keine Demokratie, sondern eine Diktatur, "die wenig Rücksicht nimmt auf viele Dinge, die die Menschen hier so mögen". Aber die Entwicklungen in Wissenschaft, Technik und Wirtschaft sind beeindruckend. Und das Land scheint zu wissen, was es will. Ihr Ziel, "die größte Wirtschaftsmacht der Welt zu werden. Und seine Einwohner machen das mit, obwohl das Entbehrungen bedeutet." Die Planung des Wachstums für die nächsten Jahre sind beachtlich, z.B. mit 6% 2020.

Und das bedeutet, dass die chinesische Volkswirtschaft in 12 Jahren, also 2033 doppelt so groß ist wie heute. Weil das Volkseinkommen in China nicht so sehr stark in den Konsum fließt, entsteht daraus eine von einer Hand kontrollierte Wirtschaftsmacht, die riesig ist. Mit dieser Macht beherrscht China dann die Welt stärker als die Amerikaner es ja konnten. Wer diese Macht hat, bestimmt nämlich die Warenpreise in der Welt der Zukunft.

Und mit den Warenpreisen wahrscheinlich auch das globale Lohnniveau. Was kann der Westen dagegen tun? Wir halten demokratische Systeme grundsätzlich für stärker als Autokratien und Diktaturen. Im Falle Chinas scheint das nicht zu stimmen.

Bei uns klappt kaum noch etwas. Wir bauen ewig lang an einem Flughafen, sind Hochwässern und Dürren hoffnungslos ausgesetzt, und fahren einspurig über marode Brücken. Egal was die Regierung beschließt, ob richtig oder falsch, es wird von den Verwaltungen nicht umgesetzt. Es fehlt oft am Willen, oft einfach nur an der Fähigkeit.

Der Westen scheint von den Erfolgen der Vergangenheit, der ehemals unangefochtenen Führerschaft in Wissenschaft und Technik, in der Produktivität, der kulturellen "Soft Power"  sowie dem dadurch errungenen Sieg im Systemwettbewerb zwischen Ost- und West berauscht. Und ist damit zum "selbstgefälligen Nabelbeschauer" geworden, von "politisch ganz Rechts bis politisch ganz Links." Aber heute gibt es neue, starke Akteure in der Welt, der Wettbewerb geht weiter. Die Regeln, nach denen diese Welt spielt, bestimmen wir nur noch begrenzt. Der Artikel nennt einen wesentlichen Grund. Demokratie braucht Wohlstand und Wachstum – arme Staaten sind nur selten und begrenzt demokratisch. So wie wir jetzt aufgestellt sind, werden wir in Zukunft nur eine bescheidene Rolle im globalen Konzert spielen:

Es fehlen die gut nachgefragten Produkte, und es fehlt seit langem der Wille sie zu erzeugen, und mittlerweile fehlt es auch am geeignetem Personal dazu. Die Unis bilden Menschen nicht nach Bedarf, sondern nach Neigungen aus. China beispielsweise bildet Ingenieure aus. Die Ingenieure und Wissenschaftler der MINT-Bereiche machen die Musik der Zukunft.

Bei uns blühen Lehrstühle zu Feminismus und sozialer Gerechtigkeit. Zweifellos wichtige Themen, die aber nicht dazu führen sollten, dass Mathematik und Physik abgewählt werden. So studieren selbst im Iran mehr Frauen Physik und Technik als in Deutschland. Wird Europa, wird Deutschland dadurch mittelfristig zum Entwicklungsland? Sicher nicht zwangsläufig. Wir haben die Zukunft noch in der Hand. Wir können uns noch entscheiden, aber es gilt auch:

Die Chinesen kommen hoch, weil sie es wollen. Wir fallen ab, weil wir das wollen. Es ist solange unser Wille, bis wir von den Chinesen aufgekauft werden. Danach aber spielt unser Wille keine Rolle mehr. Dann gibt es aber auch keine Technik- bzw. Industriefeindlichkeit mehr, und im Mandarin gibt es keine Gendersternchen, die unsere geistige Elite beschäftigen könnte. Die werden dann alle arbeitslos.

Nicht wirklich beruhigend ...

Europa und der Westen als Auslaufmodelle?

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Kommentare 14
  1. ursula drees
    ursula drees · vor fast 4 Jahre

    den artikel habe ich gelesen und mich gefragt wie es zur überschrift kommt. im mandarin gibt es keine gendersternchen. was hat ein gendersternchen mit dem inhalt zu tun? die überschrift ist irreführend und ärgerlich.

    1. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor fast 4 Jahre · bearbeitet vor fast 4 Jahre

      Clickbait. Man muss inzwischen schon froh sein, wenn nicht drüber steht "Wie der Genderstern die Corona-Pandemie befeuert". Kein intellektueller Kurzschluss ist doof genug, um auf den Genderstern drauf zu hauen. Da isses dann auch egal, dass Frauen, die sich im Iran für Gleichberechtigung einsetzen sehr oft ins Gefängnis wandern. Egal ob sie Physik studiert haben oder nicht.

    2. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor fast 4 Jahre

      @Daniela Becker Schützt unser Genderstern die Frauen im Iran? Mehr als unser wirtschaftlicher und damit politischer Einfluß? Das zu glauben ist doch wohl ein ziemlicher intellektueller Kurzschluß.

    3. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor fast 4 Jahre

      @Thomas Wahl Haben wir einen verpflichtenden Genderstern? Nope. Sollte es Menschen, die ihn gern benutzen möchten, erlaubt sein: Ja. Sollte Forschung an Möglichkeiten der Geschlechtergerechtigkeit auch in Textform möglich sein: Absolut. Bei uns herrscht Forschungsfreiheit. Schützt unser wirtschaftlicher und damit politischer Einfluß im Moment Frauen im Iran? Das weiß ich nicht, ich denke aber eher nicht.

    4. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor fast 4 Jahre

      @Daniela Becker Gut, würde denn ein verpflichtender Genderstern schützen? Wer hat denn gefordert, die Genderforschung abzuschaffen. Natürlich herrscht eine gewisse Forschungsfreiheit. Nur muß das wirtschaftlich getragen sein. Und warum so eine Wut auf einen Artikel, der aufruft die Prioritäten zu überdenken und anregt, dass Frauen mehr MINT studieren um verstärkt an der Digitalisierung mit zu tun.

      Was glauben Sie, was die Mullahs ohne einen starken Westen mit den Frauen und deren Rechten tun würden? Ich Warum versteckt z.B. China die Lager in die sie die Uiguren bringen vor uns (noch). Wie sehe es mit den Menschenrechten aus weltweit, wenn Chinas KP global an Einfluß gewinnt? In kalten Kriegen zählt letztendlich nur wirtschaftliche und damit politische Macht, letztendlich auch militärisches Drohpotential. Leider auch, wenn man das nicht möchte .....

    5. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor fast 4 Jahre · bearbeitet vor fast 4 Jahre

      @Thomas Wahl Mich macht es wütend wenn man mit der Scheindebatte über den Genderstern von Problemen ablenkt, die es tatsächlich anzugehen gilt. Wie den Menschenrechtsverletzungen der Chinesen etwas entgegensetzen? Wie von deren Bildungsfokussierung lernen ohne dabei demokratische Werte zu verraten? (Und nein, wir haben nicht eine "gewisse" Forschungsfreiheit, sondern Forschungsfreiheit.)

    6. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor fast 4 Jahre

      @Daniela Becker Jeder Forscher muß von irgendetwas leben. Insofern ist die Forschungsfreiheit immer limitiert. Wie jede Freiheit.

      Und ja, die Debatten über Gendersternchen lenken ab von tatsächlichen Problemen und kosten Kraft. Da sind wir uns einig. Damit können wir eben den chinesischen und anderen Menschenrechtsverltzungen nichts entgegensetzen.

    7. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor fast 4 Jahre · bearbeitet vor fast 4 Jahre

      Gemeint ist, dass mit der kulturellen und wirtschaftlichen Dominanz Chinas und Mandarin als Verkehrssprache und Kulturträger sich auch die Glasperlenspiele des Genderns hierzulande erledigen werden. Es meint, wir bzw. unsere intellektuellen Eliten konzentrieren sich auf die falschen Probleme.

    8. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor fast 4 Jahre · bearbeitet vor fast 4 Jahre

      @Thomas Wahl Wo beginnen denn Glasperlenspiele? Sollten wir Frauen auch das Wahlrecht wieder entziehen, wenn es dient mit dem industriellen Vormarsch Chinas Schritt zu halten? Das ist zu krass, oder? Aber wo ziehen wir dann die Grenze? Oder, wie wäre es, wenn wir uns gemeinsam an die tatsächlich bestehenden Probleme machen? Eine Digitalisierung nämlich, die in den 1990er Jahren stehen geblieben ist.

    9. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor fast 4 Jahre · bearbeitet vor fast 4 Jahre

      @Daniela Becker Warum sollten wir den Frauen das Wahlrecht entziehen. Was ist das für eine unsinnige Argumentation. Frauen sollen und müssen mit tun an Gesellschaft, Technik und Digitalisierung. Dazu eben verstärkt MINT studieren. Das hilft unendlich mehr als jedes Gendersternchen. Das müssen Sie nicht glauben. Aber Sie sollten es zumindest in Erwägung ziehen. Und mit inhaltlichen Argumenten arbeiten.

    10. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor fast 4 Jahre

      @Thomas Wahl Warum nicht beides? MINT studieren und ok damit sein, wenn Sprache versucht, alle Geschlechter mit einzubeziehen? Warum ist das so fürchterlich schwierig? Warum können Sie nicht einen Text über Forschungsrückstände China-Europa schreiben, ohne auf das Wort Genderstern zu verzichten? Woher kommt diese Fixierung?

    11. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor fast 4 Jahre

      @Daniela Becker Weil unsere intellektuellen Ressourcen begrenzt/knapp und kostbar sind. Und weil Genderforschung leichteren und relativ anstrengungslosen Erfolg verspricht. Das war zumindest die Argumentation meiner Töchter. Es ist ja nicht "die Sprache", die versucht alle Geschlechter einzubeziehen. Es sind die Aktivisten und ihre Lehrstühle, die die Sprach-/Schreibreform forcieren - oft nicht ganz uneigennützig. Es geht auch um die Verteilung der Forschungsgelder. Den meisten Sprechenden ist es ziemlich egal oder auch lästig. Sonst müßte man ja nicht diese Kampagnen fahren und auch nicht Angst vor solchen Artikeln haben. Ob das irgendeinen Einfluß auf die reale Einbeziehung der Geschlechter hat, ist doch völlig offen. Ein erfolgreiches Mathestudium hätte das ziemlich garantiert.

      Woher kommt die Fixierung auf den Genderstern?

    12. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor fast 4 Jahre

      @Thomas Wahl Tja, da kommen wir wohl nicht zusammen.

    13. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor fast 4 Jahre

      @Daniela Becker Müssen wir auch nicht. Das ist doch der Kern von Demokratien und Erkenntnis - der Streit, nicht der Krieg.

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