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Freie Journalistin aus Wien mit Fokus auf Ukraine, Belarus und Russland. Schreibt für das Journalistennetzwerk n-ost (Link: http://ostpol.de/autoren/view/812).
Der Silvesterabend 1999, in einem Dorf in Nordpolen. Politiker, Journalisten und Diplomaten haben sich zu einer Neujahrsparty versammelt. Gastgeber sind die US-amerikanische Journalistin und Osteuropahistorikerin Anne Applebaum und ihr Ehemann Radosław Sikorski, damals stellvertretender Außenminister Polens. Dass sich Polen, zehn Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, in die richtige Richtung entwickelt, ist so etwas wie "common sense" in dieser feucht-fröhlichen Partynacht.
Heute, fast zwei Jahrzehnte später, blickt Applebaum zurück. Praktisch nichts ist mehr so, wie es damals war. Alte Freundschaften sind zerbrochen, viele der Partygäste von damals reden heute gar nicht mehr miteinander. Doch es sind keine persönlichen Fehden, die die Partygemeinschaft von einst entzweit haben. Sondern die Frage, wie es um Polen heute bestellt ist - namentlich unter der Ägide der seit 2015 alleinregierenden rechtskonservativen "Prawo i Sprawiedliwość" (PiS). Ist es der Weg in die nationale Souveränität, die "dobra zmiana", die "gute Veränderung", wie die PiS-Anhänger meinen? Oder in die Autokratie?
Virtuos erzählt und mit vielen persönlichen Anekdoten versucht Applebaum zu beschreiben, was seit dieser Partynacht geschehen ist - und wie PiS heute ihre Macht festigt. Auch, wenn die Selbstkritik an der langjährigen liberalen Politik in Polen etwas zu kurz kommt, ist es ein nachdenklicher Longread, der universelle Fragen aufwirft: Was eint die illiberalen Demokraten von Washington über Budapest bis Warschau? Womit versuchen sie, ihre Macht zu zementieren? Worin liegt ihre vermeintliche Stärke? Wie nutzen sie die Polarisierung für sich?
Die Polarisierung ist freilich kein Alleinstellungsmerkmal der polnischen Gesellschaft. Fast allen demokratischen Ländern wird eine "Spaltung" in gesellschaftspolitischen Fragen attestiert. Dass der Text eigentlich für ein US-Publikum geschrieben wurde (Titel: "A Warning From Europe: The Worst Is Yet to Come"), unterstreicht diesen Anspruch.
Quelle: Anne Applebaum EN theatlantic.com
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