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Kurator'in für: Europa Volk und Wirtschaft
Jahrgang 1953
Studium der Elektrotechnik und Elektronik
Forschung / Lehre auf dem Gebiet der Wissenschafts- und Innovationstheorie
Entwicklung von Forschungsprogrammen im IKT-Sektor für verschiedene Bundesministerien und Begleitung der Programme und Projekte - darunter Smart Energy, Elektromobilität, netzbasiertes Lernen, Industrie 4.0
Nun im Un-Ruhestand
Wenn es um Migration geht, stecken für Hein de Haas letztlich alle freiheitlichen Demokratien im gleichen Trilemma. Da ist erstens der Wunsch, die Zuwanderung zu kontrollieren. Da ist zweitens die Nachfrage der Wirtschaft nach mehr Arbeitskräften. Und da ist drittens der Schutz der Menschenrechte der Migranten.
Es gibt m.E. ein viertes Dilemma - die Wahrnehmung und das Verhalten der Bevölkerung gegenüber den Einwanderern und der Einwanderungspolitik. Und teilweise wohl auch gegenüber den Ergebnissen der Migrationsforscher?
Eine Gesellschaft kann nur versuchen, diese widersprüchlichen Ziele immer wieder neu zu justieren. Alle gleichzeitig erfolgreich zu erfüllen, das scheint unmöglich. Also sollte man zumindest die ablaufenden Prozesse besser verstehen und bewerten. Dabei sieht de Haas sechs Mythen am Werk, die die Realität und den Diskurs verzerren.
Die Migrationsdebatte polarisiert wie keine andere – und sie wird so faktenfrei geführt wie keine andere…… Doch wenn er sich die öffentliche Diskussion über Migration ansieht, ist de Haas zunehmend frustriert. Letztlich werde alles darauf reduziert, ob jemand für oder gegen Zuwanderung sei, sagt er. «Und alle Seiten arbeiten mit falschen Annahmen und verbreiten Mythen.»
Das gelte sowohl für rechte Abschottungsphantasien wie auch für linke Versprechungen. Hier die Mythen und ihre Diskussion in Kurzfassung:
Mythos Nr. 1: Die gegenwärtige Migration bricht alle Rekorde
Für den globalen Blick trifft dies sicher nicht einfach zu.
Zwar ist die Zahl der internationalen Migranten gestiegen: von 93 Millionen im Jahr 1960 auf 247 Millionen 2017. Doch die Weltbevölkerung ist in dieser Zeit genauso stark gewachsen. «Der Anteil der Migranten ist also erstaunlich stabil bei rund 3 Prozent der Weltbevölkerung», sagt de Haas.Nur was besagt das bezogen auf Regionen und die Zustände sowie Wahrnehmung dort? So wollten noch bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts viele Menschen Europa verlassen - es war ein Kontinent der Nettoauswanderung. Heute ist der Kontinent eines der bevorzugten Ziele von Migranten, er hat sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts zu einer Region der Nettoeinwanderung entwickelt. 38 Millionen ihrer Bürger heute wurden außerhalb der EU geboren (8,5 % aller EU-Bürger). In Deutschland wuchs die Bevölkerung mit Einwanderungsgeschichte 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 6,5 % auf 20,2 Millionen Personen (ca. 24% der Einwohner).
Mythos Nr. 2: Migration lässt sich mit Entwicklungshilfe eindämmen
Hierzu meint Hein de Haas, nein, eher im Gegenteil: Migration wächst, wenn arme Länder reicher werden. Steigender Wohlstand und Bildung erzeugen in armen Ländern mehr Möglichkeiten zu einer Auswanderung. Entwicklung weitet die Ambitionen und den Horizont der Bürger.
Der amerikanische Ökonom Michael Clemens hat dieses Verhältnis auf zwei Kennzahlen verdichtet: Die Auswanderung eines Landes schwächt sich erst ab, wenn das jährliche Bruttoinlandprodukt pro Kopf die Schwelle von 5000 Dollar überschreitet. Erst ab einem Einkommen von 10 000 Dollar wird aus einem Netto-Auswanderungsland ein Netto-Einwanderungsland – wie es etwa in Spanien, Italien und Irland geschah. Das heisst: Entwicklungshilfe kann die Auswanderung aus sehr armen Ländern sogar befördern, indem es ihren Menschen Mittel und Wege dazu gibt.
Trotzdem gibt es natürlich positive Effekte der Entwicklungszusammenarbeit, die es zu stärken gilt.
Mythos Nr. 3: Migration ist die verzweifelte Flucht aus dem Elend
Hierzu sagt Hein de Haas:
«Dahinter steckt die Vorstellung, dass es sich bei der Migration – auch der illegalen – um eine irrationale Verzweiflungstat handelt.» In der öffentlichen Debatte dominieren Geschichten über Armut und Gewalt, die Menschen zur Ausreise zwingen. «Das entspricht den westlichen Klischees der Entwicklungsländer als Morast von Elend und Tyrannei, dem alle entkommen wollen.»
Aber in Wirklichkeit sei Migration überwiegend keine verzweifelte Flucht, sondern eine kalkulierte Investition in eine bessere Zukunft, in das langfristige Wohl der Familien. Und da die Wirtschaft im reichen Norden letztlich Arbeitsmigranten braucht, wäre dies der Weg für eine Win Win Lösung.
Mythos Nr. 4: Der Klimawandel entfesselt eine Völkerwanderung
Das gängige Narrativ ist, dass die Klimaerwärmung und ihre Folgen (steigende Meeresspiegel, Überschwemmungen, Hitzewellen und Dürren) eine dramatische Völkerwanderung vom globalen Süden in den Norden auslösen wird. So schätzt die Weltbank, dass bis zum Jahr 2050 bis zu 216 Millionen Menschen zu Klimaflüchtlingen werden könnten.
Hein de Haas hält diese Dimensionen für Unfug (siehe auch hier Th.W.). «Der Klimawandel ist real, die Massenflucht ist es nicht.» Die entsprechenden Prognosen gingen an allem vorbei, was man aus der Forschung über das Wechselspiel zwischen Umweltveränderungen und Migration wisse. Es handle sich um «Pseudowissenschaft»: Die Umwelt sei nur einer von vielen Faktoren, der Menschen zur Auswanderung bewege, aber nie der einzige.
Zahlreiche Untersuchungen würden nahelegen, dass die Menschen nach einer Umweltkatastrophe die Heimat nicht verlassen. Sondern nur vorübergehend und über kurze Distanzen ins Nachbardorf oder in eine nahe gelegene Stadt fliehen. Oft sei der Verweis auf die Klimakatastrophe auch eine Ausrede der Eliten im globalen Süden für das eigene Versagen (was im Westen gern geglaubt wird).
Neben bewaffneten Konflikten und Verfolgungen seien Entwicklungsprojekte – Staudämme, Industrie, Tourismus und Wohngebiete für Reiche – die Hauptursachen dafür, dass Menschen vertrieben würden: «Pro Jahr müssen 10 bis 15 Millionen Menschen solchen Grossprojekten weichen. Die Vertriebenen gehören meist zu den Schwächsten der Gesellschaft.» Die Migration ins Ausland können sich diese Leute gar nicht leisten.
Mythos Nr. 5: Zuwanderung lässt sich durch Abschottung verringern
Das klinge zwar einleuchtend, es gibt aber, so Hein de Haas, mindestens vier unbeabsichtigte Effekte, die erklären, warum sich harte Beschränkungen der Migration oft anders auswirken als vorgestellt..
Auch hier ist der Glaube an eine einfache und unmittelbare Steuerung eine Illusion. Aber gar nichts tun geht auch nicht.
Mythos Nr. 6: Massenmigration schafft Parallelgesellschaften
Das relativiert de Haas stark. So sei zwar nicht zu leugnen,
dass einige Migrantenviertel in Europa zu sozialen Brennpunkten geworden sind, ….. Doch das seien Ausnahmen. Insgesamt habe die starke Zuwanderung in Europa nicht zur Isolation ganzer Gruppen geführt, und auch der Vergleich mit ethnisch stark segregierten Städten in den USA, der immer wieder angestellt werde, sei falsch.
Ob der von de Haas als Argument angeführte Dissimilaritätsindex nach Ethnien dabei allein zu diesen Aussagen berechtigt, das bleibt die Frage. Nimmt man kleinere räumliche Einheiten, wie etwa Postleitzahlenbezirke, kommt man in deutschen Städten durchaus auf problematische Kieze mit über 50% Migrationsanteilen. Und die Aussage, dass die Probleme in einigen Pariser Vororten zwar real sind, aber nicht repräsentativ für die Erfahrung der Zuwanderer in Frankreich, ist in dem Kontext möglicher "Parallelgesellschaftern" eher irreführend. Keiner behauptet ja, dass alle oder die Mehrheit der französischen Zuwanderer in parallelen Communities lebt.
Offensichtlich verändern die Fakten, je nach Kontext, Ebene, Betrachtungswinkel Kombination, Wertung etc. ihre Faktizität oder Bedeutung. Um so wichtiger ist es dies zu diskutieren und verschiedene Lösungen zu testen.
Quelle: Alan Cassidy www.nzz.ch
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Leider ist Hein de Haas eine große Enttäuschung. Ich bin auf seinen Mythen reingefallen; so lobte ich diese als erster auf PIQD/Forum. https://www.piqd.de/fl...
Mittlerweile variiert er seine Mythen je nach Medien; hier die Fassung für Mediendienst/Integration: https://mediendienst-i...
Zwei seiner Schlaumeiereien, die das Bestehende stützen:
Die Dunkelziffer, die Grauzonen zwischen Migration und Flüchtlingen, die es immer gegeben hat, nutzt er gnadenlos, um systemkonform zu bleiben.
Dadurch fällt aus seinen Berechnungen: Die Zahl der eindeutigen Flüchtlingen stieg auf ein Rekordhoch. Das schreiben auch die UNO-Experten.
Außerdem nutzt er die Tatsache, dass nicht die im größten Elend fliehen:
Das war aber schon immer so. Ein Beispiel aus meiner Familiengeschichte: Mein Vater floh als Promovierter und Sprachkundiger vor einer erneuten Verhaftung vor den Nazis; mein Großvater mütterlicherweise, der aus einer schlesischen Textilarbeiterfamilie kam, ging ins KZ. Beide konnten erst frei leben bzw. zurückkehren als die Fluchtursachen beseitigt werden.
Fluchtursachen kommen beim Opportunisten Hein de Haas kaum vor.