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Europa

Der Osten Europas, die Abwanderung und die Rechten.

Thomas Wahl
Dr. Phil, Dipl. Ing.
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Thomas WahlMittwoch, 23.12.2020
Früher wanderte man (auch) oft von West nach Ost - meist gesteuert von der "Obrigkeit": 
Kriege und Besatzung führten oft auch zu wirtschaftlichen Problemen. Diese wurden durch Missernten und Steuererhöhungen verschärft. Schon in den 1670er und 1680er Jahren emigrierten die ersten Siedler, ...., Ziele in Osteuropa waren vor allem Galizien, Südrussland und die Batschka und das Banat in Ungarn. ..... Die Zarin wollte neugewonnene Gebiete, vor allem im Süden an der Wolga und am Schwarzen Meer, bevölkern. Ab 1765 folgten vor allem deutsche Bauern dem Werben der russischen Gesandten, welche mit vielfältigen Versprechen lockten. Insgesamt folgten bis 1842 mehr als 30000 Menschen aus dem südwestdeutschen Raum dem Werben der Zarin und ihrer Nachfolger. ..... Die Habsburgermonarchie wollte nach den Siegen über die Osmanen Ende des 17. Jahrhunderts die neu gewonnenen, menschenleeren Gebiete bevölkern. 
Mit der industriellen Revolution hat sich dieser Trend umgekehrt, es kamen u.a. die "Ruhrpolen":
Die Arbeitsmigration entstand aus der Nachfrage nach Arbeitskräften während der Industrialisierung. 1871 zogen nach dem Deutsch-Französischen Krieg Bergarbeiter aus Oberschlesien, polnischsprachige Landarbeiter aus Ost- und Westpreußen sowie aus der Provinz Posen ins Ruhrgebiet. Die Zechen­unternehmer konnten damit den sprunghaft gestiegenen Bedarf an Arbeitskräften im Ruhrbergbau decken. Die deutsche Arbeiterschaft nahm die „Ruhrpolen“ als fremd wahr wegen ihrer zum Teil streng katholischen Konfession und ihrer ungewohnten Sprache.
Klingt fast wie heute und die Löhne der Migranten waren auch damals niedriger.  Nach dem Zweiten Weltkrieg begann sich der Zug Richtung Westen wieder zu verstärken. Besonders nach der Öffnung der Mauer in Deutschland  und den Regimewechseln in Osteuropa begann die Abwanderung von Millionen von Osteuropäern und -deutschen in den Westen.
Zehn Prozent der Bevölkerung verließen Rumänien, 15 Prozent die baltischen Staaten, 20 Prozent Bulgarien. Auch in Ostdeutschland haben seit 1990 vier Millionen Menschen ihre Heimat verlassen. Das ist ein Viertel der einst 16 Millionen Einwohner.
Dazu kommt die Kettenmigration etwa aus der Ukraine nach Polen - immer entgegen dem wirtschaftlichen Gefälle:
»Rund zwei Millionen Ukrainer und Weissrussen arbeiteten bereits in Polen. Das sei fast so viel wie die Summe der Polen, die das Land vor allem nach dem Beitritt zur EU im Jahr 2004 verlassen hätten.« .... »In der Tat lässt sich eine Wanderung von Ost nach West beobachten. Die polnischen Handwerker zogen auf Baustellen in Grossbritannien oder Deutschland, polnische Krankenschwestern suchten Arbeit in schwedischen oder britischen Spitälern. Ihre Plätze im Heimatland haben in den vergangenen Jahren vielfach ukrainische Migranten eingenommen.«
Osteuropa wandert und altert aber die besser ausgebildete Jugend konzentriert sich im Westen. Kann das gut gehen? Nein, sagt laut FAZ-Artikel von Stefan Locke auch der bulgarische Politologe Ivan Krastev und sieht im Bevölkerungsschwund einen wesentlichen Grund für die „illiberale Revolte“ bei Teilen der Zurückgebliebenen. In diese Richtung zeigen auch die Forschungsergebnisse des Forums für Migration und Demokratie (MIDEM) der TU Dresden. Bei der Analyse, welche Folgen die Abwanderung auf politische Strömungen hat zeigt sich:
dass Rechtspopulisten in von Abwanderung betroffenen Regionen zwar nicht generell stärker abschneiden. Sie profitieren aber besonders in wirtschaftlich schwachen Regionen vom Wegzug großer Teil der Bevölkerung. Letzteres trifft auf fast alle osteuropäischen Länder und insbesondere auf Ostdeutschland zu ...

Man kann also formulieren, 

 Je stärker eine Region in den vergangenen drei Jahrzehnten von Abwanderung betroffen war, umso höher fallen dort heute die Stimmenanteile rechtspopulistischer Parteien aus.
Die Abwanderung gerade der jungen und Gebildeten führt zu einem nachhaltigen Verlust von Innovationskraft, Dynamik und Zukunftschancen. Mit dem Wegzug junger Frauen auch zu einem weiteren Sinken der Geburtenraten. Rechtspopulisten deuten das als „Verlust von Heimat und kultureller Identität“ und verknüpfen es mit dem Kampf gegen Migration nach Europa hinein. 

Klar scheint auch, dieser Exodus aus Osteuropa verstärkt nicht nur die wirtschaftlichen Unterschiede sondern auch die politischen Differenzen zwischen und innerhalb europäischer Regionen. Ist also ein politischer Sprengstoff ersten Ranges.

Den Artikel der FAZ findet man komplett für kleines Geld hier bei Blendle.
Der Osten Europas, die Abwanderung und die Rechten.
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