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Das Grauen von Putins Angriffskrieg: Ein Augenzeugenbericht
Journalist
geb. 1967 in Rostock, freiberuflicher Journalist mit Schwerpunkt Mittel- und Südosteuropa.
Es fällt zur Zeit schwer, angesichts der Vielzahl wichtiger Texte über Putins (im Grunde genommen ja schon dritten) verbrecherischen Angriffskrieg gegen die Ukraine Lese-, Audio- oder Videoempfehlungen auszusprechen. Noch mehr allerdings fehlen in Deutschland leider wichtige Texte, Sendungen oder Filme. Ich würde zum Beispiel gern eine Empfehlung zu einem Text einer namhaften und glaubwürdigen Persönlichkeit aus Deutschland aussprechen, in der diese schonungslos über das unfassbare deutsche Putinverstehertum (das Wort hat es längst in die russische und ukrainische Sprache geschafft), über die gravierende deutsche Mitschuld an Putins Regime und an seinem Krieg gegen die Ukraine schreibt. Und sich Gedanken über eine schonungslose Aufarbeitung dieser Mitschuld in der Art der Bewältigung der deutschen Nazi-Vergangenheit macht. (Glaubwürdige Mahner und Warner gab es ja nicht wenige.) Vielleicht korrigiert jemand – und es gibt diesen Text schon. Es wäre auch gut, wenn man ein mediales Pendant deutscher Putinversteher zu jener lebensgefährlichen Geste empfehlen könnte, wie sie die russische Staats-TV-Mitarbeiterin Marina Owsjannikowa in der Hauptnachrichtensendung des russischen Staatsfernsehens gewagt hat. Oder vielleicht spendet irgendein Unternehmen aus dem Ostausschuss der deutschen Wirtschaft oder der Ausschuss selbst (der ja bis zuletzt an Putins Allerwertestem klebte) eine schmerzhaft hohe Summe für ukrainische Flüchtlinge, für ukrainische Kriegsopfer und für Waffenkäufe für die Ukraine. Nicht nur, aber auch diesen Leuten möchte ich den Text "Nikolajew – Ein Augenzeugenbericht" der Journalistin Jelena Kostjutschenko empfehlen, die für die Nowaja Gazeta den schrecklichen Kriegsalltag in der südukrainischen Stadt Mykolajiw (Nikolajew) beobachtet hat. Ihr Text ist sehr nah am Krieg, er ist in langen Strecken protokollarisch, er ist absolut schnörkellos und unprätentiös, er ist sehr brutal und sehr verstörend. Wenn nicht schon bislang, dann dürfte man vielleicht nach diesem Text verstehen, dass Putin einer der größten Kriegsverbrecher des 21. Jahrhunderts ist. Das Magazin Cicero hat den in der russischen Originalversion durch die Militärzensur stark zensierten Text in voller Länge veröffentlicht, allerdings auf die Publikation einiger besonders brutaler Bilder von Toten und Schwerverletzten verzichtet.
Quelle: Jelena Kostjutschenko www.cicero.de
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