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Kurator'in für: Europa Volk und Wirtschaft
Jahrgang 1953
Studium der Elektrotechnik und Elektronik
Forschung / Lehre auf dem Gebiet der Wissenschafts- und Innovationstheorie
Entwicklung von Forschungsprogrammen im IKT-Sektor für verschiedene Bundesministerien und Begleitung der Programme und Projekte - darunter Smart Energy, Elektromobilität, netzbasiertes Lernen, Industrie 4.0
Nun im Un-Ruhestand
Die Diskussion über Demokratie und ihre Probleme scheint in Europas Nationen auf einen Höhepunkt zuzulaufen. Kein Wunder, bei der Vielzahl an offensichtlichen und scheinbaren Baustellen. Aber was ist Demokratie eigentlich, bzw. was glauben die Menschen, was sie sei oder sein sollte? Fast alle loben das demokratische Ideal und kritisieren das Funktionieren in der schnöden Wirklichkeit. Haben wir vielleicht auch falsche Idealvorstellungen? Diese Frage stellt sich der Autor des Artikels.
Er kritisiert zunächst die Grundvorstellung, dass Demokratie eigentlich die Herrschaft wahrer Demokraten sei, die allein dem Gemeinwohl und dem rationalen Konsens verpflichtet seien. Die Rechtsradikalen, die Populisten etc. seien demnach Störenfriede, die diese Ideale gefährden und die man daher ausschließen müsse. Die Einheitsfront der Demokraten muss also geschlossen werden. Notfalls auch dadurch, dass man gegen demokratisch entstandene Mehrheiten vorgeht?
Der Grundirrtum besteht darin, Demokratie nicht mehr als Verfahren, sondern als Bekenntnis zu verstehen, nicht mehr als eine Frage des Verhaltens, sondern als eine Frage der Einstellung. ... Zu den Kriterien einer funktionierenden Demokratie gehören demnach die grundsätzliche Zustimmung zu demokratischen Prinzipien und die Bereitschaft zur Partizipation, auch in der breiten Bevölkerung. Entscheidend ist aber das Verhalten: Respektieren alle maßgeblichen Akteure die demokratischen Verfahren und akzeptieren sie die Ergebnisse von Entscheidungsprozessen auch dann, wenn sie zu ihrem Nachteil ausgehen?
Das würde bedeuten, wir brauchen nicht mehr "Demokraten", bessere Demokratie-Medien (obwohl das nicht schaden kann) oder monetäre Demokratieförderung.
Es hilft auch nicht weiter, irgendwen zu „entlarven“ und nach verräterischen Aussagen in den Texten und Reden verdächtiger Gestalten zu fahnden, um die Demokratiefeinde an den Pranger zu stellen. Ganz einfach deshalb, weil die Gesinnung keine Bedingung für die Beteiligung an demokratischen Verfahren sein darf und auch nicht sein muss, denn sonst gäbe es sehr wenige demokratische Systeme. Es reicht, wenn die Regeln und Verfahren des demokratischen Spiels von allen akzeptiert werden.
Wir sollten dabei auch auf die Verfassung und ihre Regeln vertrauen. Das Grundgesetz enthält gegenüber der Weimarer Verfassung zahlreiche und grundlegende Änderungen, die die Wiederholung einer Machtergreifung bzw. -übertragung verhindern. Nicht nur die Machtfülle des Bundespräsidenten wurde drastisch beschnitten. Aber vom demokratischen Wettbewerb ist zunächst kein Akteur ausgeschlossen:
Auch die Verharmloser der beiden deutschen Diktaturen. Verfassungsfeinde können zwar über das Instrument des Parteiverbots ausgeschlossen werden, aber dafür müssen sie aktiv die verfassungsmäßige Ordnung bekämpfen.
Mehr Gelassenheit und Nachdenken, weniger Hysterie würde der Demokratie gut tun. Aber vielleicht braucht eine Gesellschaft im relativen Frieden sowas wie politische "Brot und Spiele" für die Psyche?
Quelle: Thomas Kestler diekolumnisten.de
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Dann wäre also die Technokratie das Geheimnis der Demokratie? Technokratie können aber auch Autokraten. Es muss also schon eine ganz bestimmte Form an Institutionen sein und sie muss wehrhaft sein, sprich gelebt werden. Und selbst wenn ich dem Autor in gewisser Weise zustimme, dass der ständige Appell an die Gesinnung und v.a. das trotz andauernder Gesinnungsbekenntnisse augenscheinlich fehlende Grundverständnis der Bekennenden für die Funktionsweise von Demokratie höllisch nervt, kann ich mir nicht vorstellen, wie ohne Gesinnung Leben in diese Form kommen kann.
Demokratie ist kein Perpetuum Mobile, dass einmal perfekt eingestellt und dann angestoßen werden kann und für immer funktioniert!
Sehr schön auf den Punkt gebracht. Demokratie ist ein simples Verfahren und kein Gesinnungstest. Es drängt sich gerade auf, den Artikel um einige Absätze zum Demokratiedefizit der EU zu erweitern.