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Das finstere Vorweltkriegsdenken des Kaczyński-Botschafters
Osteuropa-Korrespondent / Piqer für DLF-Europaformate
Piqd vor allem beim Deutschlandfunk die Rosinen heraus, wann immer es bei dem Sender um Europa geht. Als Korrespondent mit Sitz in Polen geht der Blick vor allem nach Osten.
Geboren 1968 in Braunschweig. Studium der slawischen Sprachen und der Geschichte Osteuropas in Kiel, Sankt Petersburg und im sibirischen Irkutsk. Langjährige Tätigkeit als außenpolitischer Redakteur bei norddeutschen Tageszeitungen. Seit 2010 freier Osteuropa-Korrespondent für Print- und Online-Medien in Warschau und Berlin.
Andrzej Przyłębski, Polens Botschafter in Deutschland, den die rechtsnationale PiS-Regierung 2016 nach Berlin entsandt hat, ist anfangs durch unglückliche, weil eher undiplomatische Interviewäußerungen aufgefallen. Dann versuchte er vergeblich, einen für das Kino adaptierten PiS-Propagandafilm über die Flugzeugkatastrophe von Smolensk mit einigem Pomp in Berlin zeigen zu lassen. Fast parallel dazu stieg seine Ehefrau Julia Przyłębska zur Präsidentin des Verfassungsgerichts in Polen auf, eines Gerichts allerdings, das die PiS-Regierung zuvor entmachtet hatte und nun auf Parteilinie bringen will, wofür sie sich ein Rechtsstaatsverfahren der EU und scharfe Kritik des Europarates einhandelte.
Vor diesem Hintergrund ist das äußerst aufschlussreiche Interview zu lesen, das Przyłębski kürzlich der Neuen Osnabrücker Zeitung gegeben hat. Da arbeitet sich der Botschafter, der ausgebildeter Philosoph und Sozialwissenschaftler ist, an Kant, Nietzsche und Hegel ab, um auf diese Weise ein eher krudes Weltbild zu präsentieren, in dem Nation und Volk, Familie und Bürgertum zu den Fundamenten einer wahrhaft modernen Gesellschaft erklärt werden. Frei nach dem Motto: Wir kennen keine Menschheit mehr (wie Kant), wir kennen nur noch Nationen. Da wird es dann auch eng mit universell gültigen Menschenrechten. Das ist finsterstes Vorweltkriegsdenken und vermutlich wirklich die Botschaft, die Polens starker Mann Jarosław Kaczyński seinen PiS-Botschaftern mit auf den Weg in die Welt gibt.
Wie gesagt: ein äußerst aufschlussreiches Interview!
Quelle: Norbert Meyer noz.de
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