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Daniil Granin ist tot - seine Haltung lebt

Achim Engelberg
schreibt, kuratiert, gibt heraus
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Achim EngelbergDonnerstag, 06.07.2017

Einen guten Überblick zu Leben und Werk gibt es im ND. Den möchte ich nicht zusammenfassen, sondern andere Stimmen zitieren.

Cornelia Geißler (Berliner Zeitung):

Mit Daniil Granin stirbt nach Tschingis Aitmatow und Jewgeni Jewtuschenko der letzte der bedeutenden Autoren der Sowjetunion, die in ihrem Land an der Grenze des Sagbaren entlang schrieben, die Wahrheit mit Zugeständnissen verbanden, aber sie so wenigstens zu ihren Lesern bringen konnten.

Andreas Breitenstein analysiert in der NZZ "Mein Leutnant", in dem Granin im Alter Neues wagte:

Indem er Erinnerung und Gegenwart überblendet und das eigene Ich in zwei Instanzen («D.» und den «Leutnant») aufspaltet, die zwar denselben Körper und dieselbe biografische Erfahrung, nicht aber das Erlebnis des Kampfes teilen, gelingt es dem Autor, die klaffende Wunde zwischen der basal menschlichen, individuellen und der starr ideologischen, staatsgläubigen Wahrnehmung des brutalen Krieges sichtbar zu machen.Eine dritte Figur hinterfragt derweil schonungslos die schönfärberisch-heldische Darstellung des «Grossen Vaterländischen Krieges», wie sie noch heute russische Staatsdoktrin ist. Dabei wird weder das Chaos der ersten Kriegsmonate noch die Verlogenheit der Propaganda noch die Unbarmherzigkeit der eigenen militärischen Führung ausgelassen, welche die Soldaten sinnlos im überlegenen deutschen Feuer verheizte und von hinten auf jene schiessen liess, die sich zur Flucht wandten.

Der Kollege Ingo Schulze erinnert sich an Granins Rede im Bundestag, für ihn

die eindrucksvollste Rede ..., die ich selbst gehört habe. Er beschrieb den Alltag der Leningrader Blockade – eine Schilderung, die den Zuhörern nichts ersparte. Und zugleich fragte er immer wieder staunend, wie das hatte möglich werden können. Sein Gestus und sein Tonfall waren frei von jedem Vorwurf an uns Deutsche. Alles zu benennen und trotzdem die Kraft zu haben, sich danach noch die Hand zu reichen, ist ein Geschenk, das uns das älteste Mitglied unserer Sektion gemacht hat.

Daniil Granin ist tot - seine Haltung lebt

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