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Kurator'in für: Fundstücke Volk und Wirtschaft
Dr. Anja C. Wagner beschäftigt sich mit globaler Transformation im digitalen Wandel. Sie gilt als kreative Trendsetterin und bezeichnet sich selbst als Bildungsquerulantin. Inhaltlich kreist sie um User Experience, Bildungspolitik, Arbeitsorganisation und unserer Zukunft in einer vernetzten Gesellschaft. Mit dem Unternehmen FrolleinFlow GbR bietet sie heute Studien, Vorträge, Consulting und verschiedene Online-Projekte an.
Über das Tulsa-Remote-Programm hatte ich vor gut einem Jahr bereits berichtet. Zwischenzeitlich haben mehr als 2.000 Remote Worker das Angebot eines 10.000-Dollar-Willkommensschecks für die Übersiedelung nach Oklahoma in Anspruch genommen. Aufgrund dessen können sie größtenteils einen besseren Lebensstil verzeichnen, weil die Lebenskosten vor Ort günstiger sind als in ihren Ausgangsstaaten. Mit anderen Worten: Das Programm ist ein voller Erfolg für alle Beteiligten!
Nun drängt sich die Frage auf: Was können andere Städte von diesem Programm lernen?
Die Theorie von Tulsa Remote lautete, dass die niedrigeren Lebenshaltungskosten Fernarbeitskräfte anlocken würden, wenn sie nur einen kleinen Anreiz hätten. Und durch die Anwerbung von Fernarbeitern könnte Tulsa neue Einwohner und Einkommen hinzugewinnen - und sogar die Saat für seinen eigenen Wissenssektor legen.
Diese Saat ging in Tulsa auf.
Die Forscher schätzen, dass in Tulsa für jeden zweiten Remoter, der dorthin zog, ein neuer Vollzeitarbeitsplatz geschaffen wurde. Und sie schätzen, dass jeder Dollar, der für das Programm ausgegeben wird, 13 Dollar an wirtschaftlicher Aktivität schafft.
Ist es also ein Erfolgsrezept, sich um Remote Worker finanziell zu bemühen, weil sie z. B. in Tulsa neue Jobs schafften?
Das Potenzial jedenfalls bringen die Zugezogenen mit, wenn sie Anschluss finden an regionale Gruppen und sich nicht isolieren, so die Erfahrungen anderer Regionen. Tulsa hat in seinem Programm über Zoom-„Bewerbungsgespräche“ dafür gesorgt, dass Interessierte in die Community passen.
Was also können andere Städte von Tulsa lernen? Einfach immer mehr zu bieten, kann kaum die Lösung sein. Zumal die Frage offenbleibt, wie sich der Präsenz-Arbeitsmarkt „nach Corona“ weiterentwickelt.
Forschungen lassen erahnen: Auch zukünftig können kleine Städte kaum um die Wissensarbeiter*innen konkurrieren, weil für die Kreativarbeitenden die Attraktivität von größeren Städten weiter bestehen bleibt. Das bestätigten auch Studien zum zentralen Standort der Remote Worker während der Corona-Phasen:
Im September 2022 veröffentlichte EIG eine weitere Studie zur Telearbeit, in der ermittelt wurde, in welchen Städten der Anteil der von zu Hause aus erledigten Arbeit am höchsten ist. Die Liste wurde nicht von neuen Fernarbeitsknotenpunkten wie Tulsa angeführt, sondern von Washington, DC, San Francisco und Austin. Die so genannten "Superstar-Städte" sind nach wie vor die Gewinner, sowohl bei den Büroarbeitsplätzen als auch bei der Arbeit von zu Hause aus.
Insofern bleibt abzuwarten, ob kleinere (Groß-)Städte zukünftig attraktiv genug sind, um eine gewisse, flexibel arbeitende kreative Klasse für sich gewinnen zu können. Die Anfahrtswege zu potenziellen Kunden könnten v. a. im großen Amiland zu groß sein ...
Quelle: Walter Frick Bild: HBR Staff/Unsplash EN hbr.org
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