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Zeit und Geschichte

Wie man die Geschichte einer Nation verkauft

Emily Kossak
Journalistin

Ich studiere Sinologie im Master und schreibe hier über Gesellschaft, Politik und China.

Außerdem schreibe ich den Newsletter "How to China", mit dem du besser verstehst, wie China sich versteht.

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Emily KossakMittwoch, 23.10.2024

Im 21. Jahrhundert ist die Weltbevölkerung so wohlhabend, wie sie das vielleicht noch nie war. Gerecht verteilt ist dieser Wohlstand nicht. Warum? Hier sind ein paar Beispiele:

Laut dem World Inequality Report der Weltbank von 2022 ist Wohlstand heute ungefähr genauso ungleich verteilt wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts, auf dem Höhepunkt des westlichen Imperialismus. 
Burundi, der Südsudan, Mosambik oder die Demokratische Republik Kongo: Fast alle der ärmsten Länder der Welt sind ehemalige Kolonien. Die USA, Deutschland, Frankreich oder Großbritannien: Fast alle der reichsten Länder der Welt sind ehemalige Kolonialmächte.
Im Juni 2021 hatten die reicheren Länder 44% aller weltweit produzierten COVID-19-Impfstoffe erworben, obwohl sie nur etwa 16% der Weltbevölkerung ausmachen. Im Gegensatz dazu hatten ärmere Länder im selben Zeitraum weniger als 1% des weltweiten Impfstoffangebots erhalten.

Auch wenn man die Welt nicht erklären kann, indem man sie einfach in Unterdrücker und Unterdrückte einteilt: Das sind gute Gründe, die Glaubwürdigkeit westlicher Werte wie Demokratie, Gleichheit und Freiheit anzuzweifeln. Es gibt ein Land, das diese Unglaubwürdigkeit schamlos ausnutzt: China.

Als Xi Jinping 2012 antrat, entschied er: China hat der Welt eine Geschichte zu erzählen. Und die braucht unbedingt ein besseres Marketing. Xi rief “Chinas Geschichte gut erzählen” ins Leben, eine Art Marketing-Strategie, die die Soft Power seines Landes auf ein neues Level heben sollte. 

Und was genau meint Xi Jinping mit der “China Story”?

Diese Geschichte ist simpel: China hat es innerhalb weniger Jahrzehnte aus bitterer Armut und eigener Kraft zu einem wohlhabenden, mächtigen Land geschafft. Die “China Story” ist subversiv: Sie bietet Nicht-Einmischung statt Belehrung. Wirtschaftliche Entwicklung statt Entwicklungshilfe. Vom Staat gelenkte Rechte statt allgemeiner Rechte. Und sie hat einen Kern: Die Kommunistische Partei, deren Kompetenz ein Vorbild für andere Länder ist.

Die “China Story” ist ein von der Kommunistischen Partei kontrolliertes Narrativ. Es ist weder wasserdicht noch realitätsgetreu. Trotzdem ist sie eine Erfolgsgeschichte. Und hat einen unbezahlbaren Vorteil: Sie kommt nicht aus dem Westen. Der Kick an der “China Story”? Das kannst du auch schaffen.

China will seine eigene Geschichte neu erzählen - Wie genau das funktioniert, und ob China damit bisher erfolgreich war, erkläre ich in diesem Text. Der Text ist aus einer Reihe meines Newsletters "How to China" zur Frage: Warum will China eine Sonderrolle, wenn es um Menschenrechte geht? 

Wie man die Geschichte einer Nation verkauft

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Kommentare 11
  1. Nutzer gelöscht
    Nutzer gelöscht · vor 17 Tagen

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  2. Nutzer gelöscht
    Nutzer gelöscht · vor 17 Tagen

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  3. Nutzer gelöscht
    Nutzer gelöscht · vor 23 Tagen

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  4. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor 30 Tagen · bearbeitet vor 30 Tagen

    Stimmt, die Story als Narrativ kommt nicht aus dem Westen. Aber der wirtschaftliche Erfolg zum Teil schon. Ohne westliche Investitionen, ohne Know-How-Transfer und ohne Handel mit dem Westen hätte es China nicht so schnell geschafft. Im Bündnis mit der Sowjetunion jedenfalls ist der große Sprung gescheitert ……

    Auch ist der Zusammenhang zwischen Wohlstand und Kolonialmacht nicht so klar. Finnland, Norwegen, Dänemark, Schweden, die Schweiz, die Tschechoslowakei waren m.W. keine Kolonialmächte. Litauen, Estland und Lettland waren Kolonien im russischen Imperium und sind in den Zeiten der Unabhängigkeit von Rußland wirtschaftlich erblüht. Südkorea war japanische Kolonie. Portugal und Spanien sind verarmt aus ihrer Zeit als Kolonialmacht hervorgegangen. Siehe Liste der Länder nach BIP pro Kopf: https://de.wikipedia.o...

    Die ehemaligen Kolonialmächte Deutschland, Österreich oder Japan waren nach dem zweiten WK total zerstört und sind ohne Kolonien wieder erblüht. Es sind die Institutionen, die Organisation von Wirtschaft und Gesellschaft, die Kulturen, die zum Erfolg führen oder nicht. Und auch da hat China eine Menge vom Westen übernommen.Siehe https://forum.eu/users...

    1. Emily Kossak
      Emily Kossak · vor 30 Tagen

      Hi! Meiner Meinung nach geht es solchen Narrativen ohnehin nie um eine objektive Wahrheit (die es vielleicht auch gar nicht gibt). Oder eine wahrheitsgetreue Erklärung dafür, warum die Welt gerade ist, wie sie ist. China geht es darum, die eigene Vision für die Welt möglichst überzeugend zu verkaufen.

    2. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 30 Tagen

      @Emily Kossak Ja, zumindest die Parteiführung versucht dieses Narrativ zu verkaufen. Was das „chinesische Narrativ“ ist, ist eine sehr schwierige Frage. Wahrscheinlich gibt es mehrere mit diesem Anspruch.

  5. Andreas Leiner
    Andreas Leiner · vor 30 Tagen

    Viele Dank für diesen Beitrag der hilft, die chinesische Perspektive zu verstehen. Ich persönlich glaube, es würde helfen, wenn wir die Strategie Chinas und seine Denkweise nicht als etwas per se negatives betrachteten. Mit etwas Demut und einem gedanklichen Schritt zurück von unseren verinnerlichten Positionen und Werten (die für uns wohl richtig sind) können wir mit einer neutraleren Herangehensweise vielleicht sehen, ob wir etwas lernen können.

    1. Emily Kossak
      Emily Kossak · vor 30 Tagen

      Hm, Ich finde die Frage nach Gut oder Schlecht eher nutzlos, wenn man über China diskutiert. Meiner Meinung nach ist es im Umgang mit China am wichtigsten, überhaupt zu verstehen, mit wem man es da zu tun hat. Ob man Chinas Vision richtig oder falsch findet, tut beim Begreifen dieses Landes erstmal nicht so viel zur Sache.

    2. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 30 Tagen

      @Emily Kossak Sehe ich auch so …..

  6. Christian Kümmling
    Christian Kümmling · vor 30 Tagen

    Vielen Dank für eine neue, interessante Perspektive.
    Kleine Anmerkung: "billions" sind Milliarden, nicht Billionen.

    1. Emily Kossak
      Emily Kossak · vor 30 Tagen

      Ups, das ist mir durchgerutscht. Vielen Dank für den Hinweis :)

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