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Warum schreiben Frauen so selten über das Älterwerden?

Meike Leopold
Kommunikationsexpertin

Kommunikationsexpertin mit Wurzeln im Journalismus. Unternehmensbloggerin der ersten Stunde. Buchautorin und Speakerin. Selbstständige Beraterin für (digitale) Unternehmenskommunikation. Bloggt auf www.start-talking.de.

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Meike LeopoldMontag, 25.09.2023

In der Sendung Essay & Diskurs bringt der Deutschlandfunk ein Essay über Frauen und Alter in der Literatur. Darin fragt sich die kroatische Schriftstellerin Slavenka Drakulić, warum das Thema in Büchern von Frauen so selten aufgegriffen wird, während bekannte Romanautoren sich durchaus über die Zumutungen des Alterns geäußert haben. 

Liegt es daran, dass Frauen weniger mit Problemen wie beispielsweise einer nachlassenden Libido zu tun haben? Sie haben andere körperliche Themen, wenn es um das Älterwerden geht. Die Autorin fragt:

Könnte (der) soziale Druck auf ältere Menschen, vor allem auf ältere Frauen, vielleicht der Grund dafür sein, dass Frauen keine literarischen Werke über ihr persönliches Älterwerden schreiben? 

Zumindest, wenn man der ausufernden Ratgeberliteratur folgt, die die Autorin ausgiebig recherchiert hat. Hier geht es nur darum, wie frau es vermeidet, alt auszusehen. Wie Jane Fonda es macht. Eine riesige Anti-Aging-Industrie vermittelt den Frauen ununterbrochen, dass Altwerden ein Problem ist, das lösbar ist und auch gelöst werden muss.

Trocken stellt die Autorin fest: 

Ich war fasziniert von der Tatsache, dass die Suchmaschine Ihnen genau das Gegenteil von dem anbietet, das Sie suchen. Die Vorstellung, dass Sie nicht altern wollen, ist bereits fest im Algorithmus verankert.

Ich fand das Essay auch deshalb bereichernd, weil Drakulić viele Literaturempfehlungen gibt – auch wenn sie das Fehlen literarischer Werke über das Altern und besonders seine körperlichen Begleiterscheinungen bedauert. Natürlich begegnen wir Susan Sontag und ihrem Essay "Krankheit als Metapher". Und sie empfiehlt einige Memoiren von Frauen, die das Thema aufgreifen. Wiedergefunden habe ich bei ihr Silvia Bovenschen, die sich "dem Thema in zwei Büchern nähert, dem Roman Nur Mut und der Autobiografie Älter werden". 

Immerhin hätten Frauen über Autobiografien oder Tagebücher einen Weg gefunden, so Drakulić, sich über das Thema zu äußern – oft gehe es dann um Alzheimer- und Demenzerkrankungen der Mütter, z. B. bei Annie Ernaux. 

 Das Fazit der Autorin:

Es scheint also, als schrieben Frauen doch über das weibliche Altern, allerdings verschleiern sie den Alterungsprozess als „moderne“ Krankheit (Demenz, Alzheimer) und lassen ihn auftreten im Gewand des Nicht‑Literarischen. Um diese Bücher zu finden, musste ich den Begriff in meiner Suchmaske ändern und „alt“ durch „Alzheimer“ ersetzen.


Warum schreiben Frauen so selten über das Älterwerden?

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Kommentare 4
  1. Angelika Weishaupt
    Angelika Weishaupt · vor einem Jahr

    Ich habe jetzt 2 Tage über diesen Artikel nachgedacht. Es ist ein Thema, das mich persönlich sehr betrifft. Es fällt mir schwer, mich damit auseinanderzusezten. Mit 60 und einem unkonventionellen Lebensstil widersetze ich mich gerne der allgemeinen Erwartung. Oder mache ich mir nur etwas vor? Die Menopause, die mir über Nacht 15 KG verpasst hat, die hilflose Suche nach Beschwerdenlinderung, damit ich meinen Beruf noch ausüben konnte, weil meine Gefühlsachterbahn auch zu Aggressionen führte. Jeder Gang zur Gyn sich anfühlt wie ein Vorgespräch mit dem Bestatter: Ihre Gebärmutter schrumpft, ihre Schleimhäute bilden sich zurück und sie werden unter Scheidentrockenheit leiden. Und dann suche ich nach einem Cremchen, das sich nicht wie Medizin anhört, denn Altern ist keine Krankheit, oder doch? Und dieser vermeintliche Verlust von Attraktivität. Mein 20 Jahre jüngerer Boyfriend findet die Angst lächerlich. Er wird mir gewiß nicht in absehbarer Zeit die Bettpfanne reichen....Bei diesen ganzen Gedanken ums weibliche Älterwerden habe ich kaum Literatur gefunden. Und was ich gefunden habe, war deprimierend. "Du befindest dich im Herbst des Lebens. Dein letztes Kapitel wird aufgeschlagen....". Es gibt viel zu lesen über Frauen bis Ende 40 und dann wieder ab etwa 70. Aber die 20 Jahre dazwischen sind literarisch nicht ausgefüllt. Die Frau kurz vor 50 strotzt noch vor Agilität und die 70Jährige ist eine Greisin mit gebrochener Stimme und blauädrigen faltigen Händen. Wie schrecklich!

    Im einzigen weiteren Kommentar zu diesem Artikel findet sich nur die Anmerkung zum klugen Mann der klugen Frau Drakuli´c. Gepostet von einem Mann. Das gibt mir auch zu denken.

    1. Meike Leopold
      Meike Leopold · vor einem Jahr

      Hi Angelika, danke für deine offenen Worte. Ich habe nach diesem Piq mit mehreren Frauen in meinem Alter (57) gesprochen. Sie alle sagen, sie haben das Gefühl immer mehr unsichtbar zu sein, oder dass das Verschwinden von der Bildfläche zumindest gesellschaftlich erwartet wird. Wird Zeit, dass der große Schlüsselroman aus Frauenfeder endlich geschrieben wird.

    2. Angelika Weishaupt
      Angelika Weishaupt · vor einem Jahr

      @Meike Leopold Hallo Meike, ich bin nicht unsichtbar geworden, aber wir sind unsichtbar.
      Ich kaufe seit mehreren Jahren bei einem Unterwäsche Label ein, das bis vor kurzem von einer amerikanischen Popgröße geführt wurde. Dort sind Frauen mit körperlichen Einschränkungen, Übergrößen, Hautveränderungen etc. als Modells zu finden. Keine der Frauen ist über 40 oder älter. Offenbar brauchen Frauen unseres Alters keine schöne Wäsche! Bei uns tut es vergrautes Baumwollfeinripp und ein ausgeleierter BH.

      Ja! Liebe Autorinnen schreibt über uns! Unsere verfluchten Wechseljahre, unsere drohende Altersarmut, unsere immer noch wunderschönen Körper, unseren Esprit, unser Liebesleben und unsere Familien. Wir haben so viel zu erzählen. Und wir sind nicht unsichtbar! Wir sind nur meist zu leise und in gesitteter altersgemäßer Camouflagekleidung.

  2. Achim Engelberg
    Achim Engelberg · vor einem Jahr

    Drakulic ist immer anregend wie auch ihr schwedischer Mann Richard Swartz:
    https://www.perlentauc...
    https://www.perlentauc...

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