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Kurator'in für: Feminismen Medien und Gesellschaft Volk und Wirtschaft Zeit und Geschichte
Ich studiere Sinologie im Master und schreibe hier über Gesellschaft, Politik und China.
Außerdem schreibe ich den Newsletter "How to China", mit dem du besser verstehst, wie China sich versteht.
Frankreich. Italien. Großbritannien. USA.
Alles Länder mit einer langen demokratischen Tradition. Oder zumindest so lange, dass man annehmen könnte, sie seien gegen Populismus gewappnet. Gegen antidemokratische Akteure, die nicht nur ihr demokratisches Fundament, sondern auch ein gemeinsames Europa angreifen.
Aber das Gegenteil ist der Fall: In Frankreich hat sich die linke Neue Volksfront nur mit Mühe gegen den rechtsextremen Rassemblement National durchgesetzt. Großbritannien leidet unter den Folgen des Brexit, der der populistischen Stimmungsmache von Boris Johnson und Co. geschuldet ist. In Italien regiert die postfaschistische Giorgia Meloni. Und in den USA stellt die im November anstehende Präsidentschaftswahl die Demokratie auf eine Zerreißprobe.
Auch in Deutschland schauen viele mit Sorge auf die anstehenden Landtagswahlen in Ostdeutschland. Wie sind antidemokratische Kräfte so eine große Gefahr für ausgerechnet die Länder geworden, die sich mit demokratischen Werten rühmen? Dieser Frage nimmt sich die Politikwissenschaftlerin Catherine Fieschi in ihrem Buch "Populocracy" an. Im Podcast "Democracy in Question" spricht sie mit der Sozialanthropologin Shalini Randeria, die auch Rektorin des Instituts für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) ist.
Wie der Politikwissenschaftler Aiko Wagner definiert Fieschi Populismus als eine politische Strategie, die eine Kluft zwischen einer angeblich korrupten Elite und dem "wahren" Volk erzeugt. Laut Fieschi spielen Populist*innen diese Strategie mit zwei Karten: Authentizität, und Unmittelbarkeit (immediacy). Dass Trumps Beliebtheit auch von seinem Rowdytum rührt, ist schon eine Weile kein Geheimnis mehr. Doch Fieschi bringt seine Strategie im Podcast um 09:45 Minuten auf den Punkt:
Es ist fast ein politischer Flirt: Ich lüge. Ihr wisst das ich lüge. Und ich weiß, dass ihr wisst, das ich lüge. Wir verstehen uns.
Hörenswert ist der Podcast auch, weil Fieschi die populistische Figur in Bezug auf Gender untersucht: Kann jede*r ein bombastischer Populist wie Trump sein? Und welche Strategie fahren weibliche Populistinnen wie Meloni? Fieschi erklärt, wie Populist*innen es gelingt, die Stärke der liberalen Demokratien - die Toleranz gegenüber der Opposition - gegen sie zu verwenden. Eine Taktik, die sie Jiu-Jitsu-Politik nennt. Und sie verdeutlicht, wie soziale und digitale Medien die stärksten Karten eines Populisten - Authentizität und Unmittelbarkeit - stützen.
Fieschis Buch ist bereits um die fünf Jahre alt. Seitdem hat in Frankreich hat ein linkes Bündnis die Wahl gewonnen. In Großbritannien regiert das erste Mal seit 14 Jahren eine sozialdemokratische Regierung. Und die österreichische Stadt Graz hat seit Oktober 2021 eine kommunistische Bürgermeisterin.
Trotzdem ist rechter Populismus immer noch die größte Bedrohung liberaler Demokratien in Europa und den USA (auch wenn Populismus nicht ausschließlich ein Phänomen der politischen Rechten ist). Fieschi zeigt die Schwächen der Demokratie, und wie Populist*innen sie ausnutzen, um die Stimmen jener Menschen zu gewinnen, die die Demokratie enttäuscht hat.
Quelle: Shalina Randeria Bild: https://www.ceu.e... EN www.ceu.edu
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