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Pop und Kultur

Und wenn der Breakdance-Skandal gar keiner war?

Martin Böttcher
Journalist, Sammler
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Martin BöttcherDienstag, 13.08.2024

Es dürfte jetzt jeder mitbekommen haben: Die australische Breakdancerin Rachael Gunn alias Raygun hat bei Olympia einen Auftritt hingelegt, der für Spott, Gelächter und auch für Wut gesorgt hat. Tatsächliche und Möchtegern-Experten kritisieren die Performance der 36-Jährigen, ihre Performance geht viral, mit höhnischem Unterton. Aber: Man kann das alles auch ganz anders sehen, so wie Ferdinand Meyen im hier empfohlenen Meinungsstück, das er für den Zündfunk vom BR zusammengestellt hat.

Vielleicht noch mal kurz zur Kritik: Raygun hat einen Großteil der Aufmerksamkeit, den Breakdance bei diesen Olympischen Spielen bekommen hat, für sich abgezogen. Andere, die tatsächlich körperliche Höchstleistungen gezeigt haben, sind deshalb vielleicht untergegangen. Und natürlich kann man fragen, ob sie nicht einer anderen australischen Breakdancerin, die vielleicht um die Medaillen hätte mittanzen können, den Platz weggenommen hat.

Und natürlich haben die ganzen Menschen recht, die in TikTok-Videos gerade die Tanzroutine von Raygun nachmachen und ganz einfach ihre Moves kopieren: Das kann tatsächlich jeder. Das Ding ist nur, und hier kommt Rayguns tiefes Verständnis von Breakdance (sie ist Kulturwissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt Breaking) zum Tragen: Beim Breakdancen genießen originelle, selbst entwickelte Drehungen, Stunts, Moves, Bewegungen ein höheres Ansehen als kopierte. Nicht das Nachmachen, sondern das kreative Erfinden und Weiterentwickeln wird gefeiert. 

Als sich in den 70er das Breaken entwickelte (hier ein ziemlicher guter Überblick über die Geschichte von der Tanzkurs-Seite My Groove Guide), als es Anfang der 80er zum weltweiten Hype wurde, als Tanz-Crews damit Geld verdienen konnten, zu Stars werden konnten, reagierte manche von denen ziemlich sauer, wenn andere ihnen die mühsam erdachten Drehungen und Bewegungen klauten. Man kann das vergessen, wenn man sich aktuelle Breakdance-Battles ansieht, weil sie sich ja alle drehen und werfen und der athletische Teil so eine große Rolle spielt (und das kann man Raygun tatsächlich vorwerfen: Athletisch gesehen war ihr Auftritt ein Reinfall). Raygun jedenfalls, so hat sie selbst geschrieben, geht es darum, Normen zu brechen. Ferdinand Meyen vergleicht ihren Auftritt mit dem von Skispringer Eddie The Eagle, und zieht deshalb den Schluss:

Sportlerinnen wie Raygun oder Eddie the Eagle beweisen, dass Top-Leistungen nicht selbstverständlich daherkommen. Aber sie sind gleichzeitig auch wahnsinnig ermutigend. Weil sie zeigen, dass es völlig okay ist, seine Leidenschaft zu verfolgen und sich ein Ei darauf zu pellen, was andere über einen denken.


Und wenn der Breakdance-Skandal gar keiner war?

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