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Pop und Kultur

"The Crow": Je mieser der Film, desto besser der Verriss

Fabian Peltsch
Musikjournalist

Fabian Peltsch interessiert sich für globale Popkultur-Perspektiven jenseits von World-Music-Klischees. Er ist Redakteur bei Table.Media in der China-Redaktion und schreibt daneben regelmäßig für Rolling Stone, Musikexpress, Mint, Fluter und die Welt.

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Fabian PeltschMontag, 09.09.2024

Wohl durchdachte Verrisse liest man immer seltener. Vor allem Online-Rezensionen haben mittlerweile eher Werbe- und Ankündigungscharakter und in den Print-Feuilletons bekommt man für Film- und Albumbesprechungen verschwindend geringe Honorare, die kaum die Mühe lohnen, ein Werk auch auf subtilere Schwächen hin abzuklopfen. 

Wie humorvoll, unaufgeregt und stringent Alison Willmore vom Online-Magazin Vulture hier den neuen "The Crow"-Film auseinandernimmt, ist eine zu würdigende Ausnahme von der Regel. Der fünfte Teil der längst tot gerittenen Reihe wurde tatsächlich durchweg schlecht besprochen, die meisten Reviews kamen aber kaum über das Urteil hinaus, dass er eben schlecht und enttäuschend sei und der einst am Set zu Tode gekommene Brandon Lee sich im Grab herumdrehen würde, müsste er mitansehen, was aus dem Goth-Comic-Franchise geworden ist. 

Aber was ist wirklich so schlimm an dem Film, der auf den ersten Blick einfach wie bewährtes Action-Kino von der Stange daherkommt? Zum einen biedert er sich bis an die Lächerlichkeit dem Zeitgeist an, beobachtet die Pop-kultivierte Kritikerin. Die von Bill Skarsgård und FKA Twigs gespielten Hauptrollen Eric Draven und "Shelly" wirken wie ein Abklatsch von Machine Gun Kelly und Megan Fox. Die Gesichtstätowierungen und "Bushwick-Vokuhilas" hätten offenbar zum Ziel gehabt, die Gen-Z mit einem "Emo-Rap-Update" für den Stoff zu erwärmen. 

Die Figuren seien durchweg schablonenhaft entworfen und halbgar in Szene gesetzt. Die Romanze zwischen Shelly und Eric wird fast 40 Minuten lang hochgejazzt, um zu zeigen, dass ihr Band auch über den Tod hinauswirken wird. Tatsächlich fühle sich die Chemie zwischen den von Burn-out und Party-Drogen gebeutelten Hauptfiguren am Ende so an, als hätte sie "nicht das Zeug, ein langes Wochenende zu überdauern". Manchmal driftet die Handlung sogar ins "genüsslich hirnlose", etwa wenn der von Skarsgård kuhäugig gespielte Draven andauernd über den Haufen geschossen wird oder Shelly bei einer Instagram-Picknick-Szene plötzlich aus einem Gedichtband von Arthur Rimbaud vorlesen will. Und auch der Bösewicht Vincent, ein sinistrer Kunstmäzen, ist so inkohärent, dass es eigentlich zum Lachen ist:

Vincent, is an immortal arts patron of sorts who made a deal with the devil but spends the movie trying to track down a cell-phone video he’s worried will get him in trouble.

Wäre sich der Film seiner Schwächen bewusst, hätte er das Zeug vielleicht zu einem Kult-Klassiker zu werden, den die Gen Z mitsamt Nachkommen eines Tages in post-post-ironischer Retro-Nostalgie abfeiert. Stattdessen zieht der Regisseur stoisch seinen Stiefel durch, der originalgetreu sein will, das "Crow"-Erbe aber in jeder Szene weiter aushöhlt. Selbst die völlig überkandidelten Splatterszenen betonen die niederschmetternde Humorlosigkeit des Films eher noch als sie zu entkräften. Willmore schreitet zur Tat, wie es eigentlich überall im Kulturjournalismus eine Tugend sein sollte: je mieser der Film, desto besser der Verriss.

"The Crow": Je mieser der Film, desto besser der Verriss

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Kommentare 2
  1. Walter Holt
    Walter Holt · vor 21 Tagen

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  2. Holmes Arthur
    Holmes Arthur · vor 2 Monaten · bearbeitet vor 2 Monaten

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