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Kurator'in für: Europa Fundstücke Volk und Wirtschaft
Jahrgang 1953, geboren in Bünde/Westfalen. Nach dem Studium der evangelischen Theologie in Bielefeld und Marburg/Lahn ab 1989 Leiter des Industrie- und Sozialpfarramtes des Kirchenkreises Herne. Von 2007 bis 2009 Referent für Sozialethik an der Evangelischen Stadtakademie Bochum. Von 2009 bis 2014 Mitglied des Europäischen Parlaments (DIE LINKE). Mein persönliches Highlight im EP: Ich war Berichterstatter für die Zahlungskontenrichtlinie, die jedem legal in der EU lebenden Menschen das Recht auf ein Bankkonto garantiert. Seit 2014 freiberuflich tätig. Publizist. Diverse Buch-, Zeitungs- und Zeitschriften-Publikationen, seit Dezember 2016 Herausgeber des Europa.blog und seit Juni 2020 auch Herausgeber des "Ruhrpott Podcast".
Auf Mastodon: @[email protected]
Auf Bluesky: @jklute.bsky.social
Einer meiner letzten piqs – Klimapolitik in Deutschland gescheitert? – hatte eine etwas umfassendere Debatte ausgelöst. Unter anderem ging es um die Frage der Kosten der fossilen und der nicht-fossilen Energieproduktion.
Eher zufällig bin ich dann gestern auf diesen Beitrag von Alicia Prager im Wiener Standard gestoßen. Die Autorin stellt in ihrem Beitrag einen Bericht der Organisation Climate Action Network Europe über die Entwicklung der Subventionen in die fossile Energieproduktion in der EU in den letzten Jahren dar. Demnach sind die Subventionen zugunsten der fossilen Energieproduktion deutlich höher als die Subventionen zum Ausbau erneuerbarer Energien. Zudem, so heißt es in dem Artikel, bremsen die Subventionen der Fossilien Energieproduktion den Ausbau der erneuerbaren Energie auch noch aus.
Vielleicht tragen dieser Artikel und vor allem der Bericht, auf den er sich bezieht, ein bisschen zur Aufklärung über die Kosten von fossiler und erneuerbarer Energieproduktion bei. Wen es interessiert: Die staatlichen Beihilfen allein für den deutschen Steinkohlebergbau belaufen sich für den Zeitraum von 1967 bis 1997 auf 72,478 Milliarden DM und von 1998 bis 2017 noch einmal auf 41,606 Milliarden Euro. Das sind allerdings nur die direkten Beihilfen. Die indirekten Leistungen (Steuervergünstigungen, Kohlepfennig, etc.) sind da noch nicht berücksichtigt. Diese Zahlen sind den Subventionsberichten der Bundesregierung entnommen. Ich habe sie für die 2019 veröffentlichte Studie „Strukturwandel und Industriepolitik im Ruhrgebiet – Ein historischer Überblick“ für die Rosa Luxemburg Stiftung zusammen gestellt. Die Zahlen finden sich auf den Seiten 18 bis 24 (dort sind auch noch Angaben zu den indirekten Leistungen gemacht, die allerdings schwieriger zu beziffern sind als die direkten Beihilfen). Die Förderung regenerierbarer Energien bleibt bisher deutlich hinter diesen Subventionen zurück. Noch nicht berücksichtigt ist hier die Subventionierung atomarer Energieproduktion, einer weiteren Konkurrentin der erneuerbaren Energien. Das sei hier nur angemerkt, um das Bild etwas zu vervollständigen.
Quelle: Alicia Prager www.derstandard.at
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Offener Brief für den Weiterbetrieb der KKW:
"Wir gehören zu den führenden internationalen Wissenschaftlern aus verschiedenen Feldern der Forschung, darunter Natur-, Umwelt- und Klimawissenschaften. Angesichts der Bedrohung, die der Klimawandel für das Leben auf unserem Planeten darstellt und der offenkundigen Energiekrise, in der sich Deutschland und Europa durch das nicht mehr zur Verfügung stehende russische Erdgas befinden, fordern wir Sie auf, die letzten deutschen Kernkraftwerke weiter zu betreiben."
https://replanet-dach....
Ohne die fossilen Energien wäre Deutschland heute noch ein Feudalstaat, in dem die Mehrheit der Bevölkerung in absoluter Armut in der Landwirtschaft arbeiten müßte. Insofern sind die "Subventionen" Peanuts aus dem gesellschaftlichen Wohlstand, der durch die preiswerten Rohstoffe erst möglich wurde. Aber wir hätten ja auch weiter unsere Wälder verheizen und verbauen können. Dann wäre Deutschland heute eine Wüste.
Das die Förderung der regenerativen Energien hinter dem zurückbleibt, das hängt natürlich davon ab, was man zu Subventionen oder Förderungen zählt. Noch steigen wir ja aus den EE nicht aus. Man kann also die soziale Abfederung schlecht als Förderung rechnen. Und trotzdem ist mehr Geld in die EE geflossen als man immer so sagt. Allein die EEG-Umlagen liegen ja schon bei über 400 Mrd. € bis 2025.
https://de.statista.co...
Oder hier bis 2025:
"Die kumulativen systemischen Mehrkosten für die Energiewende bis 2050 liegen je nach Randbedingungen zwischen 500 Milliarden Euro und mehr als 3000 Milliarden Euro. Das entspricht pro Jahr im Durchschnitt 0,4 bis 2,5 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts aus dem Jahr 2018."
https://www.ifo.de/med...
Was nicht heißt, wir brauchen keine Energiewende. Aber man sollte das nicht mit solchen unsinnigen Subventionsvergleichen begründen wollen. Energie war wichtig und bleibt wichtig. Und bei den Kosten lohnt sich der seriöse Streit um den besten/optimalen Weg. Atomkraft ist technisch erst mal keine Konkurrenz zu Wind und Sonne, sondern eine wichtige Ergänzung im System und im Kampf um die CO2 Reduktion. Sie vor der Kohle abzuschalten ist idiotisch und zeigt eigentlich, das man die CO2-Problematik nicht ernst nimmt. Das ist wenig vertrauenserweckend. Ob es irgendwann technisch-ökonomisch möglich und sinnvoll ist, unseren Energiebedarf rein mit Wind und Sonne zu bestreiten, dass werden wir sehen. Dann könnte man von mir aus auch die AKW abschalten.
Moin,
Wenn man nicht zugleich erläutert, wofür im Ruhrgebiet die Subventionen verwendet wurden, ist der reine Zahlenvergleich mit den erneuerbaren Energiesubventionen unsinnig und der Verweis auf die eigene Arbeit für die Rosa Luxenburg Studie nicht nur unpassend sondern auch unredlich.