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Zeit und Geschichte

Quinn Slobodian über die Vordenker des Anarchokapitalismus

Dirk Liesemer
Autor und Journalist
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Dirk LiesemerSonntag, 25.02.2024

Seit einigen Wochen regiert in Argentinien ein Präsident, der im Wahlkampf provokativ und progammatisch mit einer Kettensäge auftrat: Javier Milei, ein Rechtspopulist, Sozialstaatsgegner und Anarchokapitalist – ein was, bitte schön?

Ja, genau darum geht es in diesem Text des kanadischen Historikers Quinn Slobodian: um Anarchokapitalismus, einer besonders entfesselten Form der Finanzwirtschaft, einem Kapitalismus, der sich der staatlichen und gesellschaftlichen Kontrolle entledigen will – also das Gegenteil von linken Anarchismustheorien, die in der Schule eines Michail Alexandrowitsch Bakunin gründen. Bei dem Text handelt sich um einen Auszug aus seinem neuen Buch Kapitalismus ohne Demokratie.

Slobodian stellt uns einige Namen vor, die man sich wohl wird merken müssen, allen voran Murray Rothbard, einem (verstorbenen) konservativen US-Philosophen, der dem Paläolibertarismus zugerechnet wird. Rothbard prägte die in den 1920er entstandene Theorie des Anarchokapitalismus maßgeblich.

Zwar werden im Text keine deutschen Namen genannt (auch der Argentinier Milei kommt nicht vor), aber beim Lesen musste ich doch mehrmals an die hiesigen Crash-Propheten denken, die sich offenbar direkt aus der anarchokapitalistischen Ideenkiste bedienen.

Quinn Slobodian über die Vordenker des Anarchokapitalismus

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Kommentare 18
  1. Achim Engelberg
    Achim Engelberg · vor 10 Monaten

    Ach, jetzt ist der Beitrag freigeschaltet. Gut, dass Du ihn bringst.

    Mein indirekter Piq ist jetzt eine gute Ergänzung, weil man so besser das Herangehen von Quinn Slobodian versteht:
    https://www.piqd.de/ze...

    1. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor 10 Monaten

      Danke Achim, allerdings würde ich Anarchokapitalismus und Neoliberalismus nicht gleich setzen, auch wenn es da hier und dort Überschneidungen gibt. Murray Rothbard lehnte meines Wissens das staatliche Gewaltmonopol ab, was Neoliberale so nicht tun, schon weil dann das Eigentum gefährdet wäre.

    2. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor 10 Monaten · bearbeitet vor 10 Monaten

      @Dirk Liesemer Das Buch handelt von einem Kapitalismus ohne Demokratie, so der Titel. Der Autor sieht dabei den Anarchokapitalismus als Variante des Neoliberalismus. Ein Beispiel von S. 38:

      "Unter den Neoliberalen waren Intellektuelle mit sehr unterschiedlichen Vorstellungen, die jedoch durch die Überzeugung geeint wurden, dass der Kapitalismus im Zeitalter der Massendemokratie vor der Demokratie geschützt werden musste. Die Bewegung lässt sich in mehrere Hauptgruppen unterteilen.
      Jene, die hier von besonderem Interesse für uns sind, identifizierten sich mit dem Libertarismus. Der Libertarismus umfasst verschiedene Denkschulen und Tendenzen, die jedoch alle die Überzeugung teilen, dass die Aufgabe des Staates darin besteht, den Markt zu schützen, während es nicht seine Funktion ist, Eigentum zu besitzen, Ressourcen zu verwalten, Unternehmen zu leiten, Infrastrukturen bereitzustellen oder die Bürger mit Gesundheitsdienstleistungen, Wohnungen, Strom oder Wasser zu versorgen. Die Hauptaufgaben des Staates sind die Aufrechterhaltung der inneren und äußeren Sicherheit sowie der Schutz des Privateigentums und der Unverletzlichkeit von Verträgen. Wie wir sehen werden, ist der wichtigste Unterschied jener zwischen denen, die an die Notwendigkeit eines Minimalstaats glauben (sie werden manchmal als »Minarchisten« bezeichnet, ein Kofferwort aus »minimal« und dem griechischen archía, »Herrschaft«), und denen, die glauben, es sollte überhaupt keinen Staat geben (die Anarchokapitalisten)."

    3. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor 10 Monaten

      @Achim Engelberg Ah, super, die Stelle passt ja genau zu meiner Anmerkung.

    4. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 10 Monaten · bearbeitet vor 10 Monaten

      @Achim Engelberg Das ist die spezielle Sicht von Slobodian auf den Neoliberalismus. Aber dessen Akteure wollten den Kapitalismus nicht vor "der Demokratie" schützen sondern vor einem diktatorischen und ausufernden Staat. Der natürlich auch aus einer Demokratie erwachsen kann.

    5. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor 10 Monaten

      @Thomas Wahl Es gibt eine besondere Sicht in diesem Buch, aber die Demokratiefeindlichkeit des diktaturaffinen Neoliberalismus ist es nicht. Das sahen und sehen viele so - von Hobsbawm über Crouch bis Klein.
      Hier der Beitrag NEOLIBERALES DENKEN -IM KERN DEMOKRATIEFEINDLICH. https://www.deutschlan...

    6. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 10 Monaten

      @Achim Engelberg Weder ist "der Neoliberalismus" diktaturaffin noch demokratiefeindlich. Das hatte ich nun schon so oft zu widerlegen versucht. Siehe die Diskussion hier https://www.piqd.de/ze...

      Aber das hat wohl keinen Zweck.

    7. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor 10 Monaten

      @Thomas Wahl Ja, es ist zwecklos, weil Du es nicht widerlegst, sondern nur lange Kommentarketten schreibst. Vorhin nannte ich von Geschlecht, Alter und Nationalität sehr unterschiedliche, vielbeachtete Autoren und Wissenschaftler, die alle die Strömungen des Neoliberalismus als demokratiefeindlich einschätzen. Deren Forschungen kann man nicht einfach in einem Kommentar auf Piqd wiederlegen. Dazu kommt, dass tendenziell oder alle rechtsextreme Parteien ein neoliberales Wirtschaftsprogramm haben - von der AfD bis zu Trumps Republikanern.

    8. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 10 Monaten · bearbeitet vor 10 Monaten

      @Achim Engelberg Lieber Achim, ich glaube, Du machst es dir zu einfach. Die Nennung einiger honoriger Namen sind kein inhaltlicher Beweis, sondern der Versuch eines Autoritätsbeweises. Ich habe doch nicht behauptet, es gebe keine Wissenschaftler, die diesen Begriff positiv verwenden. Wobei ich mich bei Hobsbawm nicht erinnern kann, dass er sich so pauschal negativ über "den Neoliberalismus" geäußert hat. Dunkel habe ich in Erinnerung, dass er meinte, einige der "Schockbehandlungen" Margaret Thatchers seien notwendig gewesen? Auch seine Hoffnungen auf mehr verstaatlichte Industrien waren nicht groß. Leider find ich meinen Habsbawm nicht. Muß wohl in der Datscha sein.

      Es gibt allerdings andere Autoren, die den Begriff des Neoliberalismus kritischer und vor allem differenzierter sehen. Die Verwendung des Begriffes ist ja viel kritisch diskutiert. Ich empfehle z.B. Werner Plumpe "Das kalte Herz". Chat GPD hat mir gesagt:

      "Joseph Stiglitz kritisiert den Begriff "Neoliberalismus" in Bezug auf seine Unschärfe und die Tendenz, eine breite Palette von politischen und wirtschaftlichen Ansätzen zu umfassen. Er argumentiert, dass der Begriff zu oft als Sammelbecken für verschiedene Ideen dient, was zu Missverständnissen führen kann. Stiglitz hebt hervor, dass nicht alle politischen oder wirtschaftlichen Strategien, die als neoliberal bezeichnet werden, notwendigerweise die gleichen Auswirkungen haben.

      Zudem betont er, dass eine differenziertere Diskussion über spezifische Politikansätze und Maßnahmen notwendig ist, um präzisere Analysen und Debatten zu ermöglichen. Stiglitz plädiert für eine genauere Terminologie und differenzierte Betrachtung der verschiedenen politischen und wirtschaftlichen Modelle, die oft unter dem Begriff "Neoliberalismus" zusammengefasst werden."

      Insofern möchte ich sagen, sagen, der Begriff „Neoliberalismus" hat sich zu einem politisch-ideologischen Schlagwort entwickelt, mit dem man alles und nichts belegen kann. Der Begriff ist extrem unscharf und daher offen für alles und für jede Behauptung.

      Außerdem schreibe ich keine Kommentarketten sondern Argumentationsketten. Und auch Zitate, wenn verfügbar. Ich hatte z.B. ein sehr langes Zitat von Hayek geschickt. Keine inhaltliche Reaktion. Hast Du das gelesen und was sagt dir das? Also auf meine Argumentationsketten hätte ich schon gern mal ne inhaltliche Antwort. Auch gern kritisch …..

    9. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor 10 Monaten

      @Thomas Wahl Stiglitz hat den Neoliberalismus längst für tot und spektakulär gescheitert erklärt https://amp.theguardia...

    10. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 10 Monaten

      @Dirk Liesemer Ja, ist mir auch aufgefallen. Er wird mehr und mehr zum vereinfachenden Politiker. Ist aber keine inhaltliche Reaktion auf meine Argumentation. Letztendlich versucht er ja die verschiedenen Strategien doch relativ differenziert auseinander zunehmen. Inclusive dem "progressiven Neoliberalismus". Nicht alles ist pauschal neoliberal ….

    11. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor 10 Monaten

      @Thomas Wahl Nur drei Punkte.

      In der Tat erklärt Hobsbawm im "Zeitalter der Extreme" den anfänglichen Erfolg von Thatcher, das neoliberaler ökonomische System hält er aber auf der letzten (!) Seite für eine Gefahr für die Menschheit. Diese Einschätzung wird immer drängender in seinen Schriften bis zum seinem Tod 2012.

      Die inhaltliche Antwort auf Hayek, der gar nichts mit dem Piq direkt zu tun hat, ist, dass er seine Ideen unter Pinochet verwirklicht sah. Er besuchte ihn sogar zweimal. Der Neoliberalismus begann in seiner ersten praktischen Variante in den lateinamerikanischen Diktaturen, zuerst in Chile, und liefert heute in anderen Varianten den inhaltlichen Rahmen für alle rechtsextremen Parteien, einschließlich der AfD.

      Eigentlich ging es hier um die immer schärfer werdende Analyse und Kritik von Quinn Slobodian. Schon der Titel seines neuen Buchs "Kapitalismus ohne Demokratie" zeigt die neoliberale Diktaturaffinität an.

    12. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor 10 Monaten

      @Thomas Wahl Aber von "dem Neoliberalismus" schreibt er doch gar nicht, oben steht: "Die Bewegung lässt sich in mehrere Hauptgruppen unterteilen. ..."

    13. Achim Engelberg
      Achim Engelberg · vor 10 Monaten

      @Dirk Liesemer Es gibt in jeder wirkmächtigen Bewegung Strömungen und es gibt zusammenfassende Begriffe: in diesem Fall ist es Neoliberalismus.

      Auch der Faschismus unterschied sich in Italien von dem in Bulgarien oder, in seiner aggressivsten Form, in Deutschland. Dennoch gab es einen Faschismus des 20. Jahrhunderts, der sich von dem heutigen wiederum unterscheidet.

    14. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor 10 Monaten

      @Achim Engelberg Ja klar, dem widerspreche ich auch gar nicht.

    15. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 10 Monaten

      @Dirk Liesemer Dort steht: "Unter den Neoliberalen waren Intellektuelle mit sehr unterschiedlichen Vorstellungen, die jedoch durch die Überzeugung geeint wurden, dass der Kapitalismus im Zeitalter der Massendemokratie vor der Demokratie geschützt werden musste."

    16. Dirk Liesemer
      Dirk Liesemer · vor 10 Monaten

      @Thomas Wahl Oh, ja stimmt, da hatte ich etwas schnell drüber weggelesen. Was das jetzt heißen soll, das at mir nicht ganz klar, schon das Wort Massendemokratie wirkt merkwürdig.

    17. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 10 Monaten

      @Dirk Liesemer Ich glaube, das verweist auf die Verführbarkeit der Massen und die Angst vor dem Sozialismus und Faschismus.

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