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Kurator'in für: Fundstücke Liebe, Sex und Wir Kopf und Körper
Theresa Bäuerlein schreibt am liebsten über die Hintergründe gesellschaftlicher Phänomene für verschiedene deutsche Medien. Themen, die sie dabei immer wieder faszinieren, sind Liebe und Sex mitsamt der dazugehörigen Industrie und Ernährungsfragen. Genau so gerne gräbt sie sich aber in jedes andere Thema ein, das ihren Kopf zum Surren bringt.
Ich habe hier neulich schon einmal einen Bericht über die Erfahrungen einer israelischen Geisel in Gaza empfohlen. Das hier ist ein weiterer Bericht – ein besonders erstaunlicher. Denn Liat Atzili hatte großes Glück im Unglück.
Am 7. Oktober wurde sie aus dem Kibbuz Nir Oz entführt und wochenlang von zwei jungen Hamas-Mitgliedern – einem Lehrer und einem Anwalt – als Geisel gehalten. Die ganze Zeit wusste sie nicht, ob ihr Mann und ihre drei Kinder noch am Leben waren.
Erstaunlich an ihrer Erfahrung als Geisel war das verhältnismäßig gute Verhältnis zu ihren Kidnappern.
Im Gaza-Streifen wurde sie von den anderen Gefangenen, die sie gesehen hatte, getrennt und in das Haus der Familie eines der Entführer gebracht. „Seine Mutter nahm mich in Empfang. Ich konnte nicht aufhören zu weinen. Sie ließ mich auf dem Sofa Platz nehmen, umarmte mich und sagte: 'Es wird alles gut, es wird alles gut.'“
„Zuerst sagte ich ihnen: 'Hört zu, ich weiß nicht, was mit meinen Kindern und meinem Mann passiert.' Ich bat sie, zu versuchen, ihnen irgendwie mitzuteilen, dass ich am Leben bin“, sagt sie jetzt und lacht. „Sie sagten mir immer wieder: 'In ein paar Tagen, in ein paar Tagen.' Ich habe die ganze Zeit geweint. Sie schienen sich wirklich Sorgen um mich zu machen und wollten, dass ich etwas esse und trinke. Sie sagten: 'Wir werden dich beschützen, du bist hier sicher, dir wird nichts passieren'. Sie ließen mich duschen und mich umziehen. Sie wuschen meine Kleider.“
Später wurde Atzili zusammen mit einer weiteren Geisel am gleichen Ort festgehalten, Ilana Gritzewsky. Die Wachen erlaubten Atzili und Gritzewski, den Hauptsender von Al Jazeera zu sehen, sodass sie etwas über die Ereignisse des 7. Oktober erfahren konnten. Aber sie wussten weder, was mit ihren Angehörigen geschehen war, noch hatten sie die geringste Ahnung vom Ausmaß des Massakers am 7. Oktober. Auch ihre Wachen erzählten ihnen nichts davon.
„Als wir ihnen sagten, dass es Plünderungen gegeben hat, dass wir sie tatsächlich gesehen hatten, schauten sie überrascht. Und sie wiederholten immer wieder: 'Wir verstehen nicht, warum sie euch entführt haben, ihr seid Frauen – wir kämpfen nicht gegen Frauen.' Ich sagte: „Okay, ihr versteht nicht, warum sie uns entführt haben, aber ihr seid diejenigen, die uns festhalten. Darauf hatten sie keine Antwort parat.“
Atzili versuchte die Wachen zu überzeugen, sie freizulassen, bot ihnen Geld.
Sie sagten: „Wenn es nach uns ginge, würden wir euch helfen. Aber ihr wisst, dass wir dann entweder von der israelischen Armee oder von der Hamas getötet werden.'“
Atzili unterhielt sich viel mit ihren Wachen, versuchte, deren Sympathie zu gewinnen – um von ihnen als Mensch gesehen zu werden, um zu überleben. Einmal führte sie mit ihnen ein Gespräch über den Holocaust.
Er sagte, er habe im Internet über den Holocaust gelesen und bat mich, ihm mehr darüber zu erzählen. Ich erzählte es ihm, und am Ende sagte er: „Es ist schrecklich, was euch [Menschen] passiert ist. Ich sagte: „Ja, wirklich schrecklich. Er sagte: 'Ich wusste nicht, dass so viele Juden ermordet wurden.'“
Andererseits war klar, dass die beiden Männer messianische Muslime waren, die an den globalen Dschihad glaubten.
„Wir sprachen über die Zweistaatenlösung. Der eine stimmte zu, dass sie kommen müsse, sagte aber, dass sie nur ‚vorübergehend‘ sein würde. Am Ende werde die ganze Welt muslimisch sein“. Das sei das Ziel, sagten sie.
Am 29. November, dem vorletzten Tag der viertägigen Waffenruhe, in der insgesamt 50 israelische Frauen und Kinder im Austausch gegen 150 palästinensische Gefangene freigelassen wurden, wurden auch Atzili und Gritzewski in die Freiheit entlassen. Einer der Wächter brachte sie zu einem Wagen – nachts, aus Sorge, dass die israelischen Frauen sonst von wütenden Mobs gelyncht würden. Atzili berichtet:
„Bevor er uns verließ, sagte er: 'Viel Glück, möge Gott Sie segnen'. Wir dankten ihm. Wir haben uns gegenseitig auf die Schulter geklopft. Schließlich hatten wir eine gewisse Zeit zusammen verbracht. Einerseits ist es ein schreckliches Verbrechen, was sie uns angetan haben, und die Tatsache, dass sie sich dafür entschieden haben, daran teilzunehmen. Andererseits haben sie uns menschlich so behandelt, dass wir diese Zeit alles in allem gut überstanden haben.“
Nach ihrer Rückkehr fand Atzili heraus, dass ihre drei Kinder überlebt hatten. Ihr Mann war jedoch ermordet worden.
Was aus ihren Entführern geworden ist, weiß sie nicht.
„Manchmal bin ich neugierig darauf, manchmal möchte ich es lieber nicht wissen. Ich wünsche ihnen nicht den Tod. Aber sie haben eine falsche Entscheidung getroffen. Es ist mir klar, dass ihre Weltanschauung grundlegend falsch ist. Aber auch hier in Israel gibt es Menschen, deren Weltanschauung grundlegend falsch ist. Und bei aller Leichtigkeit, mit der ich darüber spreche, habe ich wirklich erstaunlich viel Glück gehabt.“
Quelle: Shany Littman Bild: Tomer Appelbaum EN | Artikel kostenpflichtig www.haaretz.com
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Danke. Wir bräuchten mehr solche Berichte. Wie Menschen mit Menschen umgehen. So oder so. Die Banalität ….
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