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Kurator'in für: Europa Fundstücke Kopf und Körper
Ich lebe in Marburg und schreibe über Gesundheit und Gesundheitspolitik.
Dieser Gedanke kam mir seltsam vertraut vor: Westliche, hoch-industrialisierte Gesellschaften haben ein Problem mit ihrem Verhältnis zu Zeit. Und diese gestörte Beziehung hat Folgen, zum Beispiel auch für die politische Meinungsbildung.
Der Autor des Textes, ein Sozialwissenschaftler von der Universität des Baskenlands, versucht Zusammenhänge zu ziehen zwischen dem Erstarken des Rechtspopulismus in vielen Ländern und einem Phänomen, das er erlernte Ungeduld nennt.
Viele Dinge, die wir für ultramodern halten, ziehen ihren Wert daraus, dass sie uns versprechen Zeit zu sparen und im besten Fall auch, dass Dinge einfacher werden:
We live in an era of same day delivery, of fast food and fast fashion. We listen to voice messages and podcasts at double speed, and the slightest doubt or curiosity is instantly satisfied by a quick search on our phones, bypassing any need for personal interaction or moments of uncertainty.
Besonders der letzte Satz in diesem Zitat ist erhellend: Das schafft Abkürzungen, die die Notwendigkeit von (...) Momenten der Unsicherheit überflüssig macht. Das Kopfverdrehende an einer Welt, die überwiegend aus Abkürzungen besteht, ist, dass die kleinen Unsicherheiten im Alltag zu verschwinden scheinen, weil Abkürzungen suggerieren, sie seien der beste Weg – und meinen damit, dass besser dasselbe sei wie zeitsparend (übrigens ein Teufelskreis!). Der Grund für diesen Teufelskreis:
Wherever we look, the principle that time is money rules, and this has accelerated the pace of our lives.
Wenn wir im Alltag also eine Bedienoberfläche haben, die auf Knopfdruck Dinge passieren lässt (Pizza ordert, Kontakt herstellt, etc.), aber gleichzeitig erleben, dass demokratische Institutionen ihre Arbeit im Schneckentempo erledigen und dabei irrsinnige Umwege einlegen (Stichwort: Bürokratie!!!!), ist ein Gefühl der Verzweiflung irgendwie logisch.
Wer bitte soll für politische Prozesse dieses Maß an Geduld aufbringen? Schließlich müssen alle in knapper Zeit zig Dinge erledigen: Alle sind jetzt neben vielem anderen außerdem noch Manager:innen ihres Bankkontos, müssen selbst aufpassen, dass sie nicht auf Phishing-Mails hereinfallen und am Ende womöglich nicht beweisen können, dass die Bank eine Mitschuld trägt, weswegen das Geld auf ihrem Konto nicht sicher ist und wovon soll man dann die Miete zahlen und die Schulhefte für die Kinder ...? Und überhaupt: Wie wird das mit der elektronischen Patientenakte und was macht Google, während ich im Internet meinen Urlaub zu buchen versuche, während da, wo ich hinwill, wahrscheinlich die Wälder brennen und mein befristeter Arbeitsvertrag bald abläuft. (Sorry, wenn man einmal anfängt, über absurdes Alltagsmanagement nachzudenken, kommt man vom Hölzchen aufs Stöckchen ...)
Populistische Bewegungen sind sehr gut darin, Komplexes unzulässig zu vereindeutigen und damit nicht nur an die neue Lebensrealität von Menschen anzudocken, sondern auch die Punkte zu treffen, die in dieser neuen Welt ziemlich weh tun.
Dieser Alltagsschmerz (zu wenig Zeit!) ist schon so verinnerlicht, dass wir ihn meistens nicht als Problem wahrnehmen. Und das macht anfällig für Manipulationen. Es muss nur jemand versprechen: Wir machen Politik, die ohne nervige Unsicherheiten auskommt. Zack, schon findet man den irgendwie interessant und hört zu, was er sonst noch so zu sagen hat. (Echt? Migration zu begrenzen, ist die Lösung für alles? Das ist ja einfach, lass es uns tun! Worauf warten wir noch?).
By doing away with deliberation, a cornerstone of liberal democratic politics, right wing populism seems to have found the key to success in our fast paced society. For an increasingly large number of voters, time to think or reflect seems to be nothing more than a hindrance to effective decision making, and it is this line of thought that is swelling the ranks of the far right.
Die Lösung, die der Autor dafür sieht, entbehrt nicht einer gewissen Tragik und ist auf jeden Fall ein Drahtseilakt:
any remedy will have to speed up political decision making processes without undermining the values that underpin democracy.
Quelle: Jesus Casquete Bild: Shutterstock EN theconversation.com
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Wahnsinnig interessante Überlegung. Zeit – und die Wahrnehmung von Zeit – ist ein faszinierendes Thema, besonders heutzutage. Dass sie politische Folgen haben könnte, der Gedanke ist mir bisher nicht gekommen, ist aber überzeugend. Und knüpft an einen anderen Gedanken an: Den, dass Erschöpfung ebenfalls politisch relevant ist.
Zeit... Zeit. Gewollte Entschleunigung.
Ein Goldklümpchen-Fundstück! Danke dafür. :-)