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Kurator'in für: Flucht und Einwanderung Literatur Fundstücke Zeit und Geschichte
Dissertation über John Berger (Dr. phil.). Seine Essays und Interviews, seine Reportagen und Rezensionen erscheinen u. a. in Neue Zürcher Zeitung, Blätter für deutsche und internationale Politik, Sinn und Form, Jacobin und Lettre International. Als Historiker wertet er den in der Berliner Staatsbibliothek vorliegenden Nachlass seines Vaters aus. So erschienen »Die Bismarcks. Eine preußische Familiensaga vom Mittelalter bis heute« (2010, zusammen mit Ernst Engelberg) oder die von ihm herausgegebene Neuedition von Ernst Engelbergs »Bismarck. Sturm über Europa« (2014). Als Buchautor publizierte er zuletzt das literarische Sachbuch »An den Rändern Europas« (2021).
Die Überschrift dieses piqs war das Lebensmotto des großen, hierzulande viel zu wenig beachteten Philosophen, Gesellschaftsanalytiker und Aktivisten, Gáspár Miklós Tamás.
In Ungarn löste sein Tod am 15. Januar 2023 in Budapest ungewöhnliche Reaktionen aus. Sie waren selbst für einen Kenner wie Keno Verseck, den viele als piqer kennen, überraschend:
Nicht nur die Orban-kritische Öffentlichkeit widmete dem Philosophen bewegende Nachrufe - auch regierungsnahe Medien schrieben anerkennend über ihn, darunter auch die quasi-amtliche Stimme der Orban-Regierung, die Tageszeitung Magyar Nemzet. Viktor Orban selbst stellte ein Porträtbild von Gaspar Miklos Tamas auf seine Facebook-Seite und schrieb dazu: "Der alte Freiheitskämpfer ist gegangen. Gott sei mit Dir, TGM!"
Viktor Orbans Beziehung zu Gaspar Miklos Tamas war äußerst ambivalent. Beide waren beim Umbruch 1989 Liberale. Orban bewunderte Tamas so stark, dass er seinen einzigen Sohn Gaspar nach dem Philosophen benannte. Immer wieder zitierte er bis zuletzt den Ausnahmeintellektuellen.
Dennoch verlor Tamas gleich am Anfang der Orban-Ära seine Professur:
Als einer der ersten Intellektuellen Ungarns nach dem Machtantritt Orbans im Jahr 2010 wurde Tamas aus dem Philosophischen Forschungsinstitut der Akademie der Wissenschaften entlassen, zusammen mit anderen unliebsamen Kollegen. Tamas lebte seitdem zunehmend in ärmlichen Verhältnissen - ohne selbst darüber öffentlich zu klagen.
Der aus Rumänien stammende Tamas, der aus der harten Karpatendiktatur in den "Gulaschkommunismus" emigrierte, bekämpfte den autoritären Staatssozialismus als liberaler Dissident.
Doch ihm kamen schnell Zweifel am Systemwechsel - Ungarn war in den Nachwendejahren geprägt von Massenarbeitslosigkeit, hoher Inflation, einer Verelendung breiter Bevölkerungsschichten, einem betrügerischen Privatisierungsprozess und Korruptionsaffären der alten wie der neuen Elite.
Unter dem Eindruck dieser Fehlentwicklungen kehrte Tamas um die Jahrtausendwende zu seinen linken Wurzeln zurück - und sah sich seitdem als undogmatischer Marxist und radikaler Linker, selbstverständlich ohne sich jemals die Diktatur zurückzuwünschen.
Was heute oft als Populismus verharmlost wird, nannte Tamas Postfaschismus. Seine auf das Wesentliche verknappten Essays zu diesem Thema erhellen, wie alle aufsteigenden rechtsextremen Bewegungen oder autoritären Politiker – ob in oder außerhalb traditioneller Parteien – den Ausschluss, die Selektion von Migranten und Minderheiten oder angeblich Unproduktiven und deren "Entsorgung" als Hebel ihrer Machtentfaltung nutzen. (Mehr dazu findet man in meinem Buch "An den Rändern Europas".)
Bereits im Jahre 2000 analysierte Tamas die Taktiken und Techniken wie autoritäre Führer durch Wahlen an die Macht kommen und versuchen, eine neue Art von Diktatur zu errichten.
Die erste publizierte Fassung – sie ist immer noch augenöffnend – gibt es hier:
"Über Postfaschismus. Wie Staatsbürgerschaft ein exklusives Privileg wird".
Diese Gedanken werden fortentwickelt und vertieft in einer Version, die sich in diesem deutschsprachigen Auswahlband befindet: "Kommunismus nach 1989: Beiträge zu Klassentheorie, Realsozialismus und Osteuropa". (Herausgegeben und übersetzt von Gerold Wallner, Wien 2015.)
Mit dem Begriff 'Postfaschismus' möchte ich nicht behaupten, dass die SS noch einmal durch Europa marschieren wird, sondern dass alle Ziele der rechten totalitären Maschinerie der Vorkriegszeit heute durch parlamentarische und demokratische Prozesse erreicht werden.
In seinen letzten Lebensjahren schrieb er kaum noch tagesaktuelle Artikel und gab nur wenige Interviews, weil die Medien immer stärker eingeschränkt wurden. Kurz vor dem Ende seiner politischen Publizistik besuchte Keno Verseck den großen Analytiker Gaspar Miklos Tamas.
Wer ihn direkt hören möchte, findet hier ein Gespräch mit ihm, das Tariq Ali führte.
Quelle: Keno Verseck, Gaspar Miklos Tamas u. a. Bild: PuzzlePix/IMAGO www.dw.com
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Ich bin ihm mal beignet. Er war ein interessanter Mensch und Denker.