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Kopf und Körper

Es bringt uns nicht der Wahrheit näher, wenn wir zu skeptisch sind

Theresa Bäuerlein
Journalistin. Autorin. Seit (gefühlt) schon immer.
Zum Kurator'innen-Profil
Theresa BäuerleinDienstag, 23.03.2021

Wenn es um das Denken von Verschwörer:innen geht, reden wir oft darüber, wie Menschen irre Dinge glauben können. Wie kann man glauben, dass Bill Gates Menschen mit über Impfungen injizierten Mikrochips kontrollieren will? Dass die Erde flach ist? Dass Donald Trump noch immer der "wahre" Präsident der USA ist und dieses Jahr irgendwann das Amt übernehmen wird?

Dieser Fokus auf der Fähigkeit zu glauben ist ein Fehler, argumentiert dieser Artikel. Ebenso wichtig, um das Denken von Verschwörer:innen zu verstehen – und auch das aller anderen –  ist das Zweifeln. Denn man braucht einen tiefen, grundlegenden Zweifel an gängigen Informationssystemen (den "Massenmedien" etwa), um zu dieser Art des Glaubens fähig zu sein. Hier liegt möglicherweise aber auch ein Schlüssel, um die Betroffenen zurück in die Realität zu bringen. 

Wir alle, Verschwörer:innen oder nicht, haben die Tendenz, dass wir eher das glauben, was wir glauben wollen. Doch wir sind auch in der Lage, alles anzuzweifeln, was wir bezweifeln wollen. Und die Kraft des Zweifels ist vielleicht noch stärker..

Propagandisten haben diese Eigenart der menschlichen Psychologie schon lange verstanden. In den 1950er Jahren, als Big Tobacco mit mehr und mehr Beweisen konfrontiert wurde, dass Zigaretten tödlich sind, machte die Industrie aus Zweifel in eine Waffe. Man erkannte, dass die Raucher unbedingt glauben wollten, dass das Rauchen ihnen nicht schadete. Deswegen fokussierte man sich nicht darauf zu beweisen, dass Zigaretten ungefährlich sind, sondern man weckte Zweifel an den Beweisen für die Gefährlichkeit der Zigaretten. 

Trumps Erfolgsrezept lag entsprechend nicht daran, dass viele seine Lügen glaubten, sondern darin, dass er Zweifel an denen säte, die Gegenbeweise lieferten. Ausgerechnet Portale, die Fakten checken, spielen solchen Strategien teilweise in die Hände, wenn sie den Eindruck erwecken, dass wir keinen Informationen mehr trauen können. Der Autor warnt also vor übertriebener Skepsis:

Wir alle haben gerne das Gefühl, dass wir Einblicke in die Welt haben, die anderen fehlen. Niemand hat gerne das Gefühl, für dumm verkauft zu werden, also kann es klug sein, früh und oft zu zweifeln. Und wenn wir klar über die Welt denken wollen, ist Skepsis eine gute Sache.
Aber es ist möglich, zu viel von einer guten Sache zu haben. Wahlloser Glaube ist beunruhigend, aber wahlloser Zweifel kann noch schlimmer sein.


Es bringt uns nicht der Wahrheit näher, wenn wir zu skeptisch sind

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