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Medien und Gesellschaft

Achtung! Fake-Umfragen!

Mohamed Amjahid
Buchautor und Journalist

Reporter, Kurator, Autor für deutsche und internationale Medien. Studium der Politikwissenschaft/Anthropologie. Themen: Weiße Mehrheitsgesellschaft, MENA, Autokratien, Kapitalismuskritik, Feminismus und kritische Theorie.

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Mohamed AmjahidDienstag, 03.10.2023

Regelmäßig tauchen in Sozialen Medien, vor allem auf X (dem ehemaligen Twitter) zweifelhafte Zahlen aus undurchsichtigen Umfragen zu Land- und Bundestagswahlen auf. Zuletzt machte ein einzelner Account mit dem Handle "@PrognosUmfragen" auf sich mit vermeintlich repräsentativen Ergebnissen zur Bundestagswahl im Jahr 2025 aufmerksam. Einzelne Parteien und politische Strömungen rechts von der Mitte des Spektrums werden bei solchen vermeintlich wissenschaftlich durchgeführten Umfragen auffällig oft bevorzugt. 

Weil die Freien Wähler bei der besagten Umfrage mit fünf Prozent auftauchen, griff der bayrische Vize-Ministerpräsident Hubert Aiwanger diese Zahlen gerne auf und ignorierte damit erneut Warnungen, Fake News nicht zu verbreiten. An der besagten Umfrage stimmt laut einem ausführlichen BR-Faktencheck nämlich so gar nichts: 

Das Zustandekommen der Werte bleibt – wie die Urheberschaft – unklar. Es gibt keinerlei Informationen darüber, ob tatsächlich Menschen befragt wurden und wenn ja, wie viele, aus welchen Bevölkerungsgruppen und mit welchen Methoden. Nicht bekannt ist auch, welche Rechenmodelle hinter den selbsternannten Projektionen stecken.Dazu gehören etwa die Zahl der befragten Personen, der Befragungszeitraum, die Methode, wie die Stichprobe ermittelt wurde, über welchen Weg befragt wurde (zum Beispiel telefonisch oder schriftlich), wie genau der Wortlaut der Frage war und wie die Antworten gewichtet wurden.

Was bleibt: Eine Fake-Umfrage, die einigen Politiker*innen und Parteien gut in den eigenen Wahlkampf passt. Doch nicht nur "@PrognosUmfragen" speist in die politische Auseinandersetzung Zahlen ohne wissenschaftliche oder sonstige Grundlagen ein, auch andere vermeintliche Meinungsforschungsinstitute arbeiten intransparent, wenn man ihr Wirken überhaupt als Arbeit bezeichnen möchte. 

Sehr viele User*innen (vor allem auf X) teilen sehr gerne und häufig Umfrageergebnisse von INSA im Auftrag des Springer-Verlags. Dabei haben schon mehrere Recherchen INSA in der Vergangenheit immer wieder eine besondere Nähe zur AfD nachgewiesen, was nebenbei auch die Nähe zum Springer-Verlag erklärt. Bei INSA landet die AfD oft bei Spitzenwerten: die einen sind davon entzückt, die anderen empört, INSA freut es so oder so, wenn diese wenig vertrauenswürdigen Zahlen geteilt werden. Umfragen werden selbst zum politischen Instrument, auf das viel zu viele Menschen hierzulande reinfallen. 

Nun bleibt es grundsätzlich fraglich was Umfragen über die Stimmung zu einem konkreten Thema in einem bestimmten Moment hinaus aussagen können, sorgen diese wenig vertrauenswürdigen und parteiischen Quellen allerdings dafür, dass mit den entsprechenden Zahlen Politik und eben Stimmung gemacht werden. Am besten, so empfehlen es die meisten seriösen Expert*innen, sollte man diese Fake-Umfragen erst gar nicht weiterverbreiten.

Achtung! Fake-Umfragen!

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Kommentare 1
  1. Dirk Liesemer
    Dirk Liesemer · vor einem Jahr

    Interessant, übrigens gibt es auch an Civey starke Kritik https://m.faz.net/aktu...

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